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Kurzgeschichte: On the Water Its Crystel Teeth von Marissa Lingen

Die Ich-Erzählerin in der Geschichte findet einen Jungen, vielleicht vier Jahre alt, und er hat einen Schildkrötenpanzer. Doch das wundert sie nicht sehr stark, denn die Dinge sind nicht mehr so, wie sie "in the before" waren. Offenbar ist zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas geschehen, was genau bleibt im Unklaren, es gibt subtile Andeutungen, was nun anders ist, und es gibt Magie in dieser Welt und die kann man teilen.

 

Die Ich-Erzählerin wollte immer ein Kind, ist aber nicht mehr wirklich im richtigen Alter und hat keine Partnerperson, mit der dies möglich wäre. Insofern nimmt sie den Jungen sofort auf, sorgt sich aber auch darum, dass jemand ihn vermissen könnte. Wo kommt er her? Wer sind seine biologischen Eltern?

 

Einen Mond lang finden sie in den Alltag, finden ein Leben zusammen, dann verschwindet er und hinterlässt eine große Lücke, ein Loch in ihrem Leben (was außerordentlich gut geschrieben ist). Das ist noch nicht das Ende der Geschichte, es ist eine sehr positive, nachdenklich machende Geschichte und ich habe mich an vielen Stellen sehr identifiziert. 

 

Meine Versuchung, hier auf Metaphernsuche zu gehen, ist sehr hoch, aber ich muss es gar nicht so direkt formulieren.

 

Einmal heißt es über die Zeit, in der die Story spielt.
"In the before times there would have been a fuss about his shell. At lest I could spare him that. In the before times people and animals were separate, or we liked to pretend they were."

Nun, "the before times", das könnte unsere Zeit sein.

 

Trotzdem gibt es manchmal Konflikte zwischen ihr und dem Jungen, beispielsweise als er einen Waschbären beißt, weil dieser versucht, Fische aus "seinem" Teich zu jagen. (Eine Szene mit mehr als nur einem Hauch Humor.)

 

Als der Junge, den sie Micah nannte, fort ist, fragt ihre Freundin Lana sie, warum sie ihn wollte, warum sie mit ihm leben wollte. Reicht es denn nicht, wenn sie, die Freundin, oder auch Olaf, zu Besuch kommen?

 

"I wanted - I want - to be able to help him grow into who he is. You and Olaf down in the hollow, you're already yourselves. Micah is all becoming."

 

Ich frage mich dann wirklich, warum ich selbst eigentlich Kinder habe. Ich denke nicht, dass ich das so gut formulieren und benennen kann wie die Erzählerin.

 

Noch viel, viel mehr hat mir folgende Szene gegeben:

 

"I bet you didn't imagine cuddling up to a turtle shell," said Lana.

"Fuck you," I spat automatically.

She nodded. "Good. So he's not what you imagined, and you don't care. That's good, that's how it was with mine, too. The people who are too hung up on what they thought it was going to be make the worst parents."

 

Dazu gäbe es viel zu sagen, aber das muss ich gar nicht nicht. Dazu können wir alle uns unseren Teil denken.

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