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Das Buch der verborgenen Dinge von Francesco Dimitri

Fazit zuerst gefällig?

 

Kein Plot nach meinem Geschmack, aber tolles Buch - warum? Super geschrieben, tolle Figuren, keine einzige langweilige Szene.

 

Es bleibt dabei stets spannend genug, dass ich nicht abbrechen möchte. Zwar ist das kein Buch, das mich in jeder Hinsicht begeistert, aber bemerkenswert ist doch, dass ich zwar den Plot und die Story gar nicht mag (und sie mir auch quasi null neue Erkenntnisse auf der phantastischen Ebene bringt), aber am Ende trotzdem sage: Gutes Buch.

 

Auf der menschlichen Seite bringt es mir nämlich durchaus viel. Abgesehen davon, dass es toll geschrieben ist, der Lokalkolorit quasi unnachahmlich gut ist, die Figuren sehr lebensecht und die Stimmen alle toll getroffen (plus einiger Weisheiten, die speziell für Eltern sehr befriedigend sind), lebt das Buch von den Beziehungen.

Vor allem von der Freundschaft der drei Perspektivfiguren, aber auch von dem vierten im Bunde und ihrer komplexen Beziehung zu ihm, und auch von den unterschiedlichen Beziehungen zu Anna, die mit einem von ihnen verheiratet ist.  Das ist einfach richtig, richtig gut, ich kann mir nicht helfen.

 

Dabei hätte ich im ersten Viertel noch beinahe abgebrochen, weil die erste Perspektivfigur (Fabio) so unglaublich viel über das Aussehen der Frauen nachdenkt, über Brüste und vor allem Anna mit Blicken verschlingt. Das ist fast unaushaltbar. Allerdings bin ich froh, am Ball geblieben zu sein, denn das erklärt sich noch und wird später auch durch andere Perspektiven relativiert. Das ist eben Fabios Sicht und ich kann mit Fabios Sicht dann doch ganz gut umgehen.

 

Der Plot ist rasch angedeutet:

Vier alte Freunde aus einem kleinen (mafiadurchtränkten) Ort treffen sich jedes Jahr zur selben Zeit am selben Ort. Drei von ihnen sind inzwischen weit weg gezogen, nur einer (Art) ist nach dem Tod seiner Mutter wieder in den Ort gezogen.

Dann taucht ausgerechnet Art zu ihrem Treffen nicht auf. Die drei suchen sein Zuhause auf und es wirkt, als sei er vom Fleck weg gekidnapped worden. Das Besondere ist: Art war als Jugendlicher schon mal einige Tage lang verschwunden gewesen und mit einer unglaubwürdigen Geschichte zurückgekehrt.

 

Was hinter dem Geheimnis und Arts Verschwinden steckt, hat schon auch für mich interessante Aspekte (besonders die Schlusspointe), allerdings nachhaltig begeistert hat mich eher die Art zu schreiben und Beziehungen zu schildern. 

Es gibt auch zwei sehr gut geschriebene Sex-Szenen (ein Etikett, das ich nur selten verleihe). 

 

Ein Roman, der zwar eindeutig der Phantastik zuzuordnen ist, sich aber eher liest wie einfach gute Literatur. Plus, er ist unterhaltsam. 

 

Je nachdem was ihr sucht, kann das eine Lese-Empfehlung sein. Und ich lese selten italienische Phantastik (dieser Roman würde aus dem Englischen übersetzt).

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