Die Handlung ist schnell zusammengefasst:
Es waren einmal fünf Freund:innen, Ende der Achtziger Jahre im College.
Sonia und Byron (die hauptsächlich die Perspektivfiguren hier stellen), Auraleigh, Paul und Jennet.
Jennet ist 1989 ertrunken. Ein Unfall? Oder doch ein Mord oder Selbstmord? Aber aus welchen Motiven heraus?
Auraleigh lädt Sonia, Byron und Paul ein, um gemeinsam "Sog" zu nehmen, eine Droge, mithilfe derer man in die Vergangenheit zurückreisen und die Dinge erneut erleben kann. Aber kann man sie auch verändern?
Eine weitere wichtige Rolle spielt Hayworth, in den Sonia zu College-Zeiten verliebt war, jemand, der behauptete, in der Zeit gereist zu sein. Sonia hat zu College-Zeiten bereits Sog eingenommen. Als junger Mensch kann man nur vorwärts reisen, als älterer Mensch nur zurück. Tut man beides, birgt dies Gefahren.
Der Roman ist unglaublich langsam und nicht wirklich immer spannend. Die Figuren sind sehr gut (nur Paul bleibt immer etwas blass, finde ich) und auch sprachlich ist es mindestens angenehm. Es ist nur einfach kein Page Turner. Ich war nicht versucht, abzubrechen, dafür hat mich die Geschichte dann doch zu sehr interessiert. Aber es ist keiner dieser Romane, der einen magisch anzieht und fesselt. Dafür fehlt eine gewisse Dringlichkeit (und ich denke, mehr Dringlichkeit, mehr Spannung hätte dem Roman nicht geschadet).
Trotzdem macht er am Ende genügend Türen auf und hat tolle Stellen und einige sehr hervorragende Ideen, zeigt eine beispiellose Ambivalenz, so dass sich das Lesen sehr lohnt. Nun habe ich immer viel zu viel zu lesen und insofern wäre es fraglich, ob ich das Buch wirklich weiterempfehlen sollte, denn es gibt ja genügend Bücher, die das alles bieten und zusätzlich auch noch Page-Turner sind.
Nun ja, das muss dann jede*r selbst entscheiden. Ich bereue es nicht, denn die geschilderte Ambivalenz und die moralischen Implikationen sind schon außerordentlich gut. Der Twist ist auch von außen noch viel stärker als für die Figuren (ich denke nämlich, ich sehe da von außen viel klarer als die Figuren, vielleicht, weil ich schon viele Zeitreisegeschichten gelesen habe). Der Plot ist äußerst klug, sehr gewagt, absolut bemerkenswert.
Alleine schon, als eine der Figuren aus 1989 in der Gegenwart von 2014 landet, und dies verbergen will, dann aber fragt, ob sie mal telefonieren kann und sich wundert, dass nirgends ein Telefon zu sehen ist. Wie soll jemand von 1989 auch wissen, dass 2014 jede*r ein Telefon in der Tasche hat? So viele unknown Unknowns. Und wie telefoniert man denn jetzt damit? Die 2014er Welt aus den Augen von jemandem aus 1989 und das noch von jemandem, der vermeiden will, enttarnt zu werden: eine der besten Szenen des Buchs.
Es gibt noch andere, aber die würden spoilern. Es gibt so vieles, über das ich nun sprechen könnte. Wer von euch es liest, wendet sich gern an mich, ich rede gern über den Roman.
Fazit
Eines von diesen Büchern, das nicht wahnsinnig spannend ist (kein Page Turner), aber klug und ausreichend Räume öffnet, dass ich am Ende denke:
Ja. Das hat sich gelohnt.