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Der Plan zur Rettung der Welt von Nick Fuller Googins

Romane, die die nahe Zukunft nach einem möglichen Zusammenbruch aufgrund des Klimawandels oder auch eine deutliche Veränderung unseres Lebens nach einem Klima-Ereignis beschreiben, interessieren mich zurzeit sehr.

 

Insofern habe ich kürzlich auch The Deluge und The Lost Cause gelesen, wobei ersteres eher beschreibt, was geschehen müsste, bis es zu einem Umdenken geschieht und in The Lost Cause die Mitte der Gesellschaft bereits umgedacht hat, aber immer noch viel zu tun ist.

 

In diesem Roman sind die Änderungen gravierender, trotzdem halten sich die postapokalyptischen Tendenzen in Grenzen. Es ist viel mehr Climate Fiction oder sogar Hopepunk und ganz sicher keine apokalyptische Erzählung, auch wenn die katastrophalen Klima-Ereignisse, die die erwachsene Perspektivfigur in ihrer Jugend erlebt haben, apokalyptische Züge haben.

Eine andere Welt, die direkt nach dieser folgt

Brände, Überschwemmungen, Katastrophen. In der Vergangenheit der Perspektivfigur Larch, und auch seiner Frau, Kristina, sind all die Dinge geschehen, die sich jetzt bereits abzeichnen und die auch in The Deluge und in Blues Skies von T. C. Boyle gezeigt werden.

 

Außerdem Perspektivfigur ist Larchs und Kristinas Tochter Emi (Emiliana), die fünfzehn Jahre alt ist. Ihre Sichtweise ist interessant, denn sie ist geboren worden, nachdem die schlimmste Krise vorbei war, die Welt sich geändert hat, die Menschen sich an die neue Welt angepasst haben, ihre Wohnräume entsprechend gewählt haben und nun mit dem Halbe-Welt-Konzept leben. Die halbe Welt steht leer (nur die indigene Bevölkerung darf dort noch leben), alle anderen leben nahe den Polkappen. Larch, Kristina und Emi leben in Nuuk, in Grönland. 

 

Erwachsene müssen aber einige Wochen im Jahr einen Extraktionsdienst leisten, hierfür reisen sie auch an andere Orte, wie New York. Larch lässt sich hiervon in der Regel befreien, während Kristina freiwillig mehr Dienste übernimmt, als sie eigentlich müsste. 

 

Die Diskrepanz zwischen Larch und Kristina ist auch ein wichtiges Thema des Romans. Als junge Menschen haben sie ähnliches durchgemacht. Beide haben ihre Familien unter gräulichen Umständen verloren und blieben alleine zurück. Beide haben über ihr Alter gelogen, um aktiv dabei mitzuhelfen, die Welt zu retten und haben dabei ihr Leben riskiert und fast verloren. Sich dann verliebt und offenbar etwas anderes im Kopf gehabt, als es um die Planung des weiteren Lebens ging, obwohl sie beide dieselben Worte verwendet haben.

Neben der Climate Fiction ist es also auch ein guter Roman darüber, wie zwei Menschen vermeintlich von demselben träumen, aber damit nicht unbedingt dasselbe meinen.

Larch will Normalität, will Frieden, denkt, er sei schon angekommen. Kristina hingegen will weiterkämpfen. Für sie ist das Ziel noch nicht erreicht. Noch ist die Welt nicht sicher.

 

Emi, in sicheren Verhältnissen geboren, die nie einen Verlust erleben musste, erlebt beide Eltern und macht nun ihre eigenen Erfahrungen.

Gegenwart und Vergangenheit

Mir haben die Rückblicke am meisten zugesagt. Ja, es gibt eine Handlung in der Gegenwart, die fand ich aber deutlich weniger interessant als das, was Larch oder Kristina in ihrer Vergangenheit zugestoßen ist. Diese Erzählungen nehmen auch sehr viel Raum ein.

 

Der Konflikt der Gegenwart ist interessant, sogar sehr fesselnd, aber die Action der Gegenwart bewegt sich für mich nicht aus dem üblichen Schema heraus. Hide, Seek, Flucht, Lebensgefahr, Bedrohung - das hat nicht die verzweifelt-scharfkantige Spannung, die die Szenen aus der Vergangenheit haben. 

 

Insofern war Larch mir als Figur auch näher als Emi. Trotzdem fand ich die Struktur gut gewählt, und auch Emi als Charakter wichtig, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was die Menschen bewegt, die unsere jetzige Welt gar nicht mehr kennen und auch den Zusammenbruch nicht erleben mussten.

 

Ich fand außerdem den Schluss sehr gut. Der Roman hat mir insgesamt gut gefallen und ich werde ihn wahrscheinlich eines Tages erneut lesen.

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