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Gehört: Die Prinzessinnen von Christian Endres und Außerirdisch von Dennis E. Taylor

Wenn ich jetzt laut darüber nachdenke, ob ich jetzt eigentlich ein Fan von Christian Endres bin, könnte ich leicht so klingen wie der Autor selbst, als er mal in einem Artikel laut darüber nachdachte, ob er eigentlich ein Fan von Neil Gaiman sei. Ich glaube, es war in seiner Rezension von Beobachtungen aus der letzten Reihe.

 

Ich komme zu einem recht ähnlichen Schluss wie Endres damals bei Gaiman: Nicht direkt Fan, aber einige Sachen sind einfach geil. Wie Die Straßen der Bienen in Klima Zukünfte 2050

Eine Sammlung von Aufsätzen vom Endres würde ich mir vermutlich kaufen (btw: Die Sammlung von Gaiman war sehr gut).

 

Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur hatte ich damals gekauft, gelesen und auch genossen, aber Die Prinzessinnen spielen schon in einem anderen Spaß- und Tiefe-Universum.

 

Fazit: Tolle Kampfszenen, in vielerlei Sinne sehr empowernd, gut durchdachter Plot mit einigen unerwarteten und anderen erhofften Twists, sehr schöner Botschaft und tollen Figuren. Der Autor nimmt sich die Zeit und Mühe, jede Hauptfigur auszuleuchten, auch anhand ihrer Vorgeschichte. Ich war auch sehr zufrieden mit der En-passant-Charakterisierung der Nebenfiguren.

Lese-Empfehlung!

Aber das hier ist keine Rezension, das ist eine fiese Mischung zwischen einem Hörtagebuch und einem Vergleich zweier Werke.

 

Außerirdisch macht durchaus Spaß. Beide Bücher sind gut geeignet zum Hören. Beide sind unterhaltsam und rund, lassen sich alleinstehend lesen, auch wenn die Prinzessinnen noch einen Teil 2 folgen lassen werden.

Sprachlich sind sie auf einem ähnlichen Niveau, in beiden Fällen sind die Dialoge gelungen.

Ich kann mir beide gut verfilmt vorstellen. Außerirdisch könnte bei einem geschickten Regisseur auf einem Niveau von Paul landen, nur nicht so witzig.  Mit guten Kampf-Choreographen könnten Die Prinzessinnen allerdings die bei weitem rasantere Fahrt bieten.

 

Betrachtet man die beiden Bücher als Vielleserin, sind Die Prinzessinnen klar vorzuziehen. Zwar ist SF mehr mein Genre als Fantasy, aber Außerirdisch bietet der SF nichts Neues. Will es auch gar nicht. Alle Versatzstücke sind schon mal da gewesen. So weit, so okay, aber die Figuren sind auch nicht besonders tief, einzig die außerirdische KI, die von den drei Hauptfiguren Sheldon getauft wird, gewinnt viel Farbe. Sonst gibt es ein paar nette Ideen, die B-Story über Freundschaft zu ungewöhnlichen Wesen (hier: außerirdische KI) ist nett, aber der Roman bleibt nicht allzu sehr in Erinnerung, weder wegen des Plots, der Idee oder der Figuren. Viele Szenen wirken wie bereits schon ein dutzend mal gelesen.

 

Die Prinzessinnen hingegen haben schon mal eine Grundidee, die mir neu ist. Kämpfende Frauen sind nicht neu, aber die charmante Idee, dass die Prinzessinnen jetzt nicht ständig nur gerettet werden müssen, sondern sich selbst als Söldnerinnen verdingen und Menschen retten (seien es andere Prinzessinnen oder andere Aufträge), hat mir sehr gut gefallen. 

Um so eine Idee zu einem guten Roman machen zu können, sollte man ein, zwei, drei Dinge sehr gut können:

Glaubhafte Figuren, mit denen man mit fiebert, inklusive komplexer Beziehungen untereinander. 

Check: Alle Prinzessinnen unterscheiden sich deutlich voneinander, wenn sie auch den selben Job haben. Auch in ihrem Verhältnis zur Hauptfigur Narvila gibt es klare Unterschiede. Zudem macht sich der Autor Gedanken über die Nebenfiguren, teilweise inklusive eigener Agenda.

Fantasy-Erwartungen bedienen, aber auch unerwartete Wendungen bieten

Klar, der Autor kennt den Kanon. Da tauchen Figuren von früher wieder auf. Wesen aus dem Fantasy-Kanon vom Riesen bis zum Waldschrat bekommen ihre Auftritte, mal mehr, mal weniger prominent. Es bleibt Fantasy, bricht nicht mit Konventionen. Doch es gibt auch genügend eigenes. Sei es die Bergziegenprinzessin (charmante Idee!). 

Oder das Thema Freundschaft, Gruppenverbindung, ja, wird bedient, aber auch eine Liebesbeziehung zwischen zwei Frauen spielt eine wichtige Rolle. Casual Queerness sozusagen. In der Welt wird auch nicht groß thematisiert, mit wem jemand lieber ins Bett geht. 

Geniale Kampfszenen schreiben:

Ich kritisiere das so oft! Die meisten Kampfszenen sind einfach langweilig. Bei der ersten Kampfszene zu Beginn des Romans wird es dadurch spannend, dass wir alles aus Sicht von Narvila beobachten, lange bevor sie kämpfen lernt. Sie schaut quasi als Laie zu und wir irgendwie damit auch. Das hilft auch der Identifikation. Der Kampf ist kein Selbstzweck.

Auch später habe ich das Interesse nie verloren, weil der Autor sich immer etwas hat einfallen lassen, was mir Spaß gemacht hat, teilweise mit Igitt-Effekt. Meine Siebenjährige darf das Buch noch nicht lesen, auch wegen der vielen F-Worte nicht. Zudem ist die Choreographie glaubhaft. Da hacken und stechen die nicht einfach nur, ich sehe richtig einen Film in meinem Kopfkino. Wer kampfbasierte Fantasy schreibt, sollte das unbedingt drauf haben. 

 

Ich ziehe hier klar Die Prinzessinnen vor, obwohl ich sonst SF bevorzuge. Ich habe es gleich zweimal gekauft (siehe Foto), um es zu verschenken. 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Marius (Samstag, 12 August 2023)

    Hallo Yvonne,

    schön dass dir "Die Prinzessinnen" auch gefallen hat. Ich habe den Roman kürzlich gemeinsam mit zwei thematisch ähnlichen Comics besprochen:
    https://mwj2.wordpress.com/2023/07/23/zuletzt-gelesen-heldinnenpower/

    Viele Grüße aus Würzburg
    Marius