Lesemonat Mai 2023

  Titel Autor:in w/w/d Erscheinungs-jahr Land Print / Ebook / Hörbuch Seitenzahl
1 Komisch, alles chemisch  Mai Thi Nguyen-Kim  2019  DE  gehört (Deutsch)  274 
2 Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: Wahr, falsch, plausibel - Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft  Mai Thi Nguyen-Kim 2021  DE  gehört (Deutsch)  471 
3 Pulp  Charles Bukowski 1994  USA  gelesen (Englisch)  194 
4 Life beyond us diverse   2023  inter-national  gelesen (Englisch)  811 
5 Ghost Lover  Lisa Taddeo 2023  USA  gelesen (Deutsch)  242 
6 Nachtschicht  Stephen King 1988  USA  gehört (Deutsch)  448
7 Klima Zukünfte 2050  diverse   2023 DE  gelesen (deutsch)  484 
8 (Fast) alles einfach erklärt  Niklas Kolorz m 2002  DE  gehört (Deutsch)   273
9 Exodus  diverse    2023  DE  gelesen (Deutsch)  120 
10 Flux  Jinwoo Chong  2023  USA  gelesen (Englisch)  341 
11 Locus  diverse   2023 USA gelesen (Englisch)  
12 Einsteins Hirn Franzobel m 2023 AU gehört (deutsch) 544
13 Rendezvous mit Rama Arthur C. Clarke m 1973 USA gelesen (deutsch) 308

Über den Lesemonat

Ah, zwei Rezensionen und eine folgt noch! Wenn auch eine der Rezensionen von einem Reread und zu einem Werk von Stephen King stammt, was meine Kernkompetenz deutschsprachige aktuelle Phantastik nicht so ganz trifft.

Übrigens habe ich Wach auf von Stuckrad-Barre abgebrochen, weil es unerträglich langweilig war.

 

Dies ist bis auf weiteres auch mein letzter Lesemonat, ich gebe das Format auf. Es macht mir keinen Spaß mehr, mich so kurz und knapp und formal zu dem zu äußern, was ich  lese. Das mache ich demnächst kurzweiliger und eher nach Gusto.

 

Ich sehe auch, dass es nach wie vor ein Problem in der deutschsprachigen SF-Szene ist, dass es zu wenig Feedback gibt. Zu wenige Rezensionen. Zu wenig ausführliche Rezensionen. Erst recht zu Kurzprosa!

Die einzige Anthologie, die 2022 ausreichend viel Feedback erhalten hat, ist der Tod kommt auf Zahnrädern und da habe ich mich selbst dahinter geklemmt. Der Lesezirkel hat 258 Antworten und Verweise auf eine kleine zweistellige Anzahl von externen Rezensionen. Das ist nicht übel und dann hält man auch kritische Stimmen ganz gut aus.

Wir brauchen aber mehr Feedback. Und besseres Feedback, im Sinne von: fundierter, ausführlicher, begründeter. Das würde ggf. auch einen Einfluss auf die Qualität unserer Kurzprosa haben, die an vielen Stellen zu wünschen übrig lässt. 

 

Ich lasse also diese formalisierte Nabelschau zukünftig sein und denke mehr über die Lösung anderer Probleme nach. Mehr dazu bald an dieser Stelle.

 

Werke ohne Rezension

 

Komisch, alles chemisch von Mai Thi Nguyen-Kim

Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir gleich ihr einziges anderes Hörbuch gekauft und angehört habe. 

Ich kenne zwar ihren YouTube-Kanal, habe aber wirklich selten Zeit, mir YouTube-Videos anzuschauen und kenne daher nur sechs oder sieben von ihr.

Ihre Art, sich Fragen zu stellen und zu Antworten zu kommen, gefällt mir außerordentlich gut. Ich wünschte, es gäbe mehr wie sie, außerdem kann sie Sachverhalte gut erklären, selbst, wenn es nur auf der Tonspur ist.

Dieses Hörbuch ist sehr basic, ich wusste die Hälfte schon. Trotzdem habe ich mich nie gelangweilt. 

 

 

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: Wahr, falsch, plausibel - Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft von Mai Thi Nguyen-Kim

Das Buch ist etwas neuer, hier ist Mai schon Mutter und Corona hat längst begonnen. Nicht alle Fragen haben mich gleichermaßen interessiert, angehört habe ich mir trotzdem alles. Mai darf mir gern weiterhin die Welt erklären. YouTube und Fernsehsendungen hin oder her, die kann ich so schwer in meinen Alltag einbauen, ich hoffe sie macht noch mehr Hörbücher. Oder gibt es Podcasts? Wobei ich selbst Podcasts seltener höre, irgendwie sind längere Hörbücher doch besser integrierbar.

Deutlich weniger naturwissenschaftlich als Komisch, alles chemisch, mehr auch gesellschaftspolitisch und sozialwissenschaftlich, aber wieder derart gut sortiert, dass ich ihre Art nur bewundern kann. 

 

Pulp von Charles Bukowski

In einem alten SF Jahr habe ich gesehen, dass Bukowski auch einen SF-Roman geschrieben hat. Den kannte ich noch nicht. Musste ich nachholen. 

Nun ja. 2023 Bukowski zu lesen fühlt sich irgendwie anders an als 1998 als sehr junger Mensch. Ich habe es nur in kleineren Portionen gelesen. 

Ein typisches Privatdetektiv-Setting (sein alter Ego Henry Chinaski wird nur in einem Nebensatz im Off mal erwähnt), sehr schräg, der Ich-Erzähler wirkt wie die Ich-Erzähler bei Bukowski immer ein bisschen sind. Trinkt viel, ist gleichzeitig verpeilt und gut sortiert, steht auf Frauen, kommt aber meistens nicht an sie heran oder nicht so recht mit ihnen klar.

Sexismus habe ich nicht so wirklich gefunden, es wird alles dadurch relativiert, dass der Ich-Erzähler zwar durchaus die Frauen als jemand betrachtet, der ggf. gern Sex mit ihnen hätte, aber letztendlich eh keinen kriegt. Außerdem ist mindestens eine Auftraggeberin Lady Death deutlich kompetenter und auch mächtiger als er. 

Sprachlich ist es sehr schön, zwar rotzig, aber abgefahren auf eine gute Art. Ich lese ihn außerdem das erste Mal auf Englisch, was mir noch mal eine Spur besser zu sein scheint.

 

Life beyond us (Anthologie)

Dazu werde ich mich an anderer Stelle deutlich ausführlicher äußern, wer von euch auf SF steht und gern auf Englisch liest: Kaufen! Lesen!

Edit: Ich bin schon sehr weit, aber ein paar Geschichten und Essays weiter hinten fehlen mir noch.

 

Ghost Lover von Lisa Taddeo

Merksatz für mich: Taddeo nicht in Übersetzung lesen. Niemals. Ich kannte eine der Storys auf Englisch und fand sie sehr gelungen. Auf Deutsch ist es sofort albern und peinlich und manchmal sogar falsch (ich musste den Plural von Klitoris auch googeln, die Übersetzung lässt es einfach im Singular, auch wenn das nicht korrekt ist). Taddeo wagt sprachlich eben einiges und das wirkt auf Deutsch nicht so, wie es das im Original tut. 

Sie ist wirklich sehr düster, was ihr Frauen- und auch Männerbild betrifft und ich finde mich nur sehr wenig bis gar nicht wieder. Die Lebenswirklichkeit der Figuren ist extrem weit weg von meiner und ich kann darüber gar nicht froh genug sein. 

Auch das also nur in sehr kleinen Portionen.

Taddeo schreibt eigentlich immer über dasselbe, sie hat eben ein Leitthema. Mir hat es im Endeffekt doch eher gut gefallen, ich würde aber in ihrem Fall bei Kurzgeschichten bleiben, nicht die Romane lesen und auch lieber im Original.

 

Klima Zukünfte 2050

Ausfälle ja, aber auch so tolle Highlights, dass der Kauf sich allemal lohnt. Außerdem wichtiges Thema! Hier geht es zum Lesezirkel

 

(Fast) alles einfach erklärt

Hält weder mit Mai Thi Nguyen-Kim  noch mit Bill Bryson mit. Na ja. Trotzdem ganz nett und ein bisschen was habe ich wiederholt oder erstmalig erfahren. Mehr Wissenschaftsgeschichte als Astronomie und da bleibt dann doch Bryson mein Held.

 

Locus

Nach dem Lesen wurde mein SuB wieder etwas höher und Flux habe ich schon durch.

 

Flux

Dazu kommt noch eine englischsprachige Rezension, zurzeit kämpfe ich noch damit. Für mich ein Highlight!

 

Einsteins Hirn

Na, ich weiß noch nicht so recht. Daran habe ich drei Wochen gehört und es hörte und hörte nicht auf. So richtig gepackt hat es mich nicht, aber ich wollte irgendwie auch nicht ernsthaft aussteigen. Ich bin mit der Hauptfigur nicht warm geworden und mit dem Hirn auch nicht. Es gab leisen Humor, der hat sich aber rasch abgenutzt. Nein, das war irgendwie nicht so meins.

Wenn man ein wenig recherchiert, stellt man fest: Es ging vielen so.

Witzigerweise beruht der Roman auf einer Wahrheit. Der Pathologe Thomas Harvey hat tatsächlich Einsteins Gehirn illegal entnommen und jahrelang behalten.

Den Schluss fand ich unbefriedigend.

 

Rendezvous mit Rama

Nicht unspannend, aber ich habe nach Lektüre entschieden, dass ich die anderen drei Folgebände ruhig weglassen kann, ähnlich wie schon nach der Lektüre von Odyssee im Weltraum (wobei ich das besser fand). 

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Kommentare: 3
  • #1

    Achim Stößer (Montag, 29 Mai 2023 14:53)

    »die Übersetzung lässt es einfach im Singular, auch wenn das nicht korrekt ist« Hm, eine der beiden möglichen »korrekten« Pluralformen ist doch mit dem Singular identisch? »Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Klitoris · Nominativ Plural: Klitoris/Klitorides« https://www.dwds.de/wb/Klitoris

    Wobei ich spontan Klitoriden gesagt hätte (was wohl eine – nicht zulässige – Eindeutschung der anderen Pluralform, Klitorides, ist, »Klitoriden« habe ich jedenfalls schon oft gelesen), es aber auch nachgeschlagen, wenn ich es hätte schreiben wollen.

  • #2

    Yvonne (Dienstag, 30 Mai 2023 06:37)

    Oh Mensch, du hast recht, ich hatte auch nachgeschlagen, offenbar aber an einem falschen Ort oder ich habe mich verguckt.
    Dann nehme ich mal besser doch Klitorides statt Klitoriden; wobei ich den Plural bis vor kurzem nicht gebraucht habe, bis Uwe über Schlangen-Klitorides im Exodus-Lesezirkel zu diskutieren begonnen hat.

    Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die deutschen Versionen der Storys deutlich schlechter sind, doch korrekter Plural hin oder her

  • #3

    Achim Stößer (Freitag, 02 Juni 2023 18:41)

    »Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die deutschen Versionen der Storys deutlich schlechter sind« – unbenommen. Ich sage nur: »Sloanes Teddy gewinnt das Rennen« (Isaac Asimov, Titel habe ich vergessen). Wurde tatsächlich so übersetzt, ohne Fußnote oder ähnliches.

    Und immer wieder mein Lieblingsbeispiel der italienische Übersetzer, der sich bei dem genialen »… und die Uhren schlugen gerade 13« im ersten Satz von »1984« dachte: »Ach, dieser Orwell hat keine Ahnung, Uhren schlagen höchstens 12« und »… l'una« draus machten. Grmpf.