Titel | Autor:in | m/w/d | Erscheinungsjahr | Land | Print / Ebook / Hörbuch | Seitenzahl | |
1 | Die Triffids | John Wyndham | m | 1951 | GB | gelesen (deutsch) | 305 |
2 | Best of British Science Fiction 2021 | diverse | 2022 | GB | gelesen (englisch) | 340 | |
3 | der schlauste Mann der Welt | Andreas Eschbach | m | 2023 | DE | gehört (deutsch) | 224 |
4 | Die Nachricht | Doris Knecht | w | 2021 | DE | gehört (deutsch) | 256 |
5 | Der Tote aus Zimmer 12 | Anthony Horrowitz | m | 2022 | GB | gehört (deutsch) | 626 |
6 | The Kaiju Preservation Society | John Scalzi | m | 2022 | USA | gelesen (Englisch) | 265 |
7 | Kernschatten | Nils Westerboer | m | 2014 (neu in 2023) | DE | gehört (deutsch) | 290 |
8 | Gegenangriff | Nadja Niemeyer | w | 2022 | DE | gehört (deutsch) | 164 |
9 | Barbara stirbt nicht | Alina Bronsky | w | 2021 | DE | gehört (deutsch) | 252 |
10 | Die Schmiede Gottes (1) | Brandon Q Morris | m | 2022 | DE | gehört (Deutsch) | 420 |
11 | Die Parabel vom Sämann | Octavia Butler | w | 1993 | USA | gelesen (Deutsch) | 450 |
12 | Visionen 4: Der Molock | diverse | m | 2006 | DE | gelesen (Deutsch) | 352 |
13 | True Blood 1: Vorübergehend tot | Charlaine Harris | w | 2001 | USA | gehört (Deutsch) | 336 |
14 | Die 22 Tode der Madison May | Max Barry | m | 2023 | USA | gelesen (Deutsch) | 433 |
15 | Das Hotel | Katharina v. Haderer | w | 2022 | DE | gehört (Deutsch) | 308 |
16 | Die Inkommensurablen | Raphaela Edelbauer | w | 2023 | DE | gehört (Deutsch) | 353 |
17 | Pastoralia | George Saunders | m | 2013 | USA | gelesen (Englisch) | 171 |
18 | Wunder | R. J. Palacio | w | 2012 | USA | vorgelesen (Deutsch) | 448 |
19 | Wunder: Wie Julian es sah | R. J. Palacio | w | 2014 | USA | vorgelesen (Deutsch) | 90 |
Über den Lesemonat
Machen wir uns nichts vor - alles kann man nicht machen. Ich kann nicht Rezensionen machen UND Kurzgeschichten UND noch Essays für andere Stellen verfassen.
Daher gibt es in diesem Monat gar keine Vollrezension, von keinem Titel. Wenn ich eine gemacht hätte, dann vermutlich von dem Butler-Roman. Der hat mich sehr beeindruckt. Spannend fand ich auch Die 22 Tode der Madison May, aber das ist eher kein Buch, über das man danach noch lange nachdenkt.
Werke ohne Rezension
Die Triffids
Wurde mir in Wolfenbüttel empfohlen, als ich über The Persistence of Vision sprach. Zunächst war ich etwas enttäuscht, weil im Gegensatz zur oben genannten Story von Varley Blindheit doch zunächst so dargestellt wird, als wäre dies ein Grund, sofort aus dem Fenster zu springen oder sich umgehend zu Tode zu saufen.
Klar, die Blindheit war hier erworben, nicht angeboren - und nach wenigen Kapiteln wird der Unterschied auch klar, als der Protagonist jemanden trifft, der vor der Katastrophe bereits blind war.
Ein Klassiker der Postapokalypse und ja auch schon sehr sehr alt, quasi Pflichtlektüre und es ist ja nicht gerade schlecht geschrieben, von der Idee her ansprechend und sowieso nicht sonderlich lang.
Nach einem gelungenen Anfang wird der Roman größtenteils schlecht. In der Hauptsache, weil der Autor chaotisch ist und nicht auf Struktur achtet. Dann hat er drei unterschiedliche Ideen, die er nicht gescheit unter einen Hut kriegt.
Aus "fast alle sind plötzlich blind" hätte er einen guten postapokalyptischen Roman machen können, aber er hatte offenbar Bedenken, das würde nicht reichen. Hence, die Triffids. Ja, die erschweren das Leben auch, aber das scheint nicht durchgängig beim roten Faden mitzumachen. Dann kommt eine Seuche dazu, wirkt unmotiviert und zu sehr "es muss immer was los sein"-mäßig. Das Tempo ist total verquer. Später kommt noch das "wir halten die Blinden als neue Sklaven"-Motiv dazu, was interessant wäre, aber auch nur einen Teil darstellt. Die Struktur ist misslungen, ohne roten Faden. Statt sich auf eine Idee zu verlassen oder zwei gut miteinander zu kombinieren, hat er viel zu viele große Themen behandelt und keines davon richtig.
Ich habe auch viel zwischendurch überflogen.
Best of British Science Fiction 2021
Die Besten der Besten der Besten, Sir!
Laut Locus-Rezension fand die rezensierende Person nicht alles gut, mir geht es genauso, aber ich habe einige tolle Perlen gefunden, die hier gern Erwähnung finden dürfen:
The End of all our exploring von Gary Couzens:
Lesezeit eine Stunde, da war ich natürlich sehr bereit, ein ggf. nur mittelmäßiges Werk frühzeitig abzubrechen. Aber nein! Mir hat die Story sofort hineingezogen. Die Ich-Erzählerin Barbara wird sofort plastisch und bleibt es bis zum Schluss. Dass der Mann namens Adam, den sie alsbald kennenlernt, ein Zeitreisender ist, wird beim Lesen rasch klar (wenn auch nicht unbedingt Barbara) und sein Fokus ist weniger auffällig als ansonsten bei Zeitreisegeschichten: Er möchte bewahren, was der Nachwelt verloren gegangen ist wie alte Doctor-Who-Folgen oder den ersten Tag der TV-Aussstrahlung in Farbe.
Oder "in echt" erleben, was nie aufgezeichnet wurde wie eines der besten Jimi-Hendrix-Konzerte. Einiges lebt nur im Gedächtnis derjenigen, die es erlebt haben (eigentlich sogar fast alles), was eine tolle B-Story ist und eine schöne Prämisse.
Von dem Schluss hätte ich mir mehr erhofft, aber auch so bin ich hochzufrieden und sehr angetan von dieser schönen nicht ganz so kurzen Story.
The Stone of Sorrow von Peter Sutton
Gegen Ende hat die Story ihr Tempo so unschön angezogen, das mochte ich gar nicht, aber vorher war es eine wundervolle Geschichte, fast wie Retro-SF. Es spielt deutlich in der Vergangenheit oder einer alternativen Realität und aus der Sicht eines Farmersjungen, aber dann kommt SF ins Spiel (Roboter für die Farmarbeit). Es gibt schöne, sehr tragische Details wie der behinderte achtjährige Bruder und das in einem Haushalt, in dem die Mutter fehlt (tot) und der Vater nur trinkt, einer der älteren Brüder im Krieg gefallen ist (unter mysteriösen Umständen, ein Ball, denn Sutton kurz vor Ende geschickt wieder auffängt).
Was tun mit einem Menschen, der nie mithelfen wird und immer Arbeit machen wird in so einem Haushalt? Der Konflikt zwischen bedingungsloser Liebe und praktischen Erwägungen ist perfekt geschildert. Bis hin zur kleinsten Nebenfigur erhalten wir immer genug lebendige Details, damit sich alles echt anfühlt. Selbstverständlich ohne Happy End.
Okamoto's Lens von A. N. Meyers
Die Story habe ich ja schon hier gelobt aufgrund ihrer schönen Details gleich zu Beginn. Das Thema ist nicht ganz neu, aber gut aufgearbeitet. Das phantastische Phänomen (Kamera fotografiert offenbar die Zukunft) wird von dem Erzähler schön strategisch untersucht. Im letzten Drittel gibt es eine Horror oder Thriller-Komponente, jedenfalls werden andere Genres gestreift als nur SF.
Going home von Martin Westlake
Nicht ganz einfach, mysteriös, aber irgendwie trotzdem überzeugend. Der Physiker Dimitri wird für einen geheimen Job angeworben und geht so sehr darin auf, dass er sogar den Verlust seiner Familie und mehr riskiert. Vieles bleibt im Dunkeln (jedenfalls für mich), weglegen konnte ich es trotzdem nicht.
der schlauste Mann der Welt
Das war nicht mein Lieblings-Eschbach. Ich fand das Männerbild fast unerträglich (und unnötig für die Handlung) und die Figuren alle sehr eindimensional. Die Idee an sich war okay, aber nicht 200+ Seiten lang.
Nach einem recht vernünftigen Start wird es irgendwann langweilig und die Entscheidungen der Hauptfigur sind oft nicht nachzuvollziehen. Es werden echt viel Klischees verwendet (u. a. die von der Frau, die angeblich auch verliebt ist, aber in Wahrheit nur aufs Geld aus).
Noch bin ich nicht so weit, dass ich den nächsten Eschbach-Roman nicht lesen werde, dafür hat er früher zu gut geschrieben. Ich hoffe noch.
die Nachricht
Mein erster Roman von Knecht, möglicherweise nicht mein letzter. Feministisch, aber nicht zu plakativ. Gute Erzählstimme, erstaunlich plastische Figuren. Alles fühlt sich sehr echt an. Sehr modern, aktuell. Leider wahr. Scharf beobachtet. Spannend. Gut aufgelöst. Glaubwürdig ohne Ende. Sprachlich eher höheres Level.
Der Tote aus Zimmer 12
Ich höre selten Krimis, aber ja, der hat mir gut gefallen, sprachlich und auch vom Plot her. Es waren gute Idee dabei. Ich merke aber, dass ich letztendlich kein Krimi-Fan bin.
The Kaiju Preservation Society
Ein riesengroßer Spaß, absolute Lese-Empfehlung! Scalzi ist mir aufgrund der Klonkrieger in guter Erinnerung, aber das hier ist viel witziger und mehr mein Ding - obwohl ich so rein gar nichts mit Kaijus am Hut habe. Dachte ich jedenfalls.
Es beginnt in NYC kurz vor der COVID-Pandemie. Der Ich-Erzähler Jamie verliert seinen Job (auf fiese Weise und ganz wie bei Dickens begegnet man sich hier auch stets mindestens zweimal in einem Roman) und wird nun Essensauslieferer (mit vielen schönen Anspielungen auf SF und den Roman Snow Crash).
Jamie trifft einen alten Bekannten wieder, Tom, und der besorgt ihm einen total anderen Job - mit dem ich irgendwie nicht gerechnet hätte (da hätte ich mal den Titel und das Cover genauer studieren sollen).
Tolle Charaktere! Casual Queerness! Hochwertige, witzige Dialoge, die echt ihresgleichen suchen. Eine wundervoll geschriebene Action, ein durchtriebener Antagonist, einige tragische Momente, aber insgesamt einfach ein witziger Roman, der nur Spaß macht. Klar, eine B-Story gibt es natürlich auch und eine Prämisse, es ist einfach ein toller Roman!
Meine Nacherzählung des Romans hat auch unserer Siebenjährigen gefallen. Das spricht immer sehr für den Plot.
Kernschatten
Als Fan von Athos habe ich Kernschatten nachgeholt und der Roman hatte auch einiges, was ich mochte, fiel nur leider nach hinten hin etwas ab. Man spürt aber auch an diesem alten (2014 veröffentlicht) Roman schon, dass von Westerboer noch einiges zu erwarten ist. Wer Athos noch nicht kennt - ich empfehle Athos weit vor Kernschatten und warte auf den neuen Roman, an dem er wohl gerade arbeitet.
Gegenangriff
Das soll SF sein, ist es vermutlich auch, aber szenisch ist es nicht und ich bedauere das sehr häufig beim Hören. Nichtsdestotrotz schöne Ideen zum Thema "Tiere vernichten die Menschheit". Auch wenn das nicht wirklich ein Roman ist. Steht aber auch dabei. Ein Pamphlet hat.
Vorübergehend tot - Sookie Stackhouse, True Blood 1
Jemand lobte das in meiner Gegenwart, seufz, ich muss es dann ja immer gleich kaufen. Ich habe mal die ersten Staffeln der Serie geschaut und fand sie nicht so schlecht, habe aber irgendwann aufgehört. Beim Buch ist es ähnlich: Es macht irgendwie schon Spaß, aber mich interessieren einfach weder Liebesgeschichten noch Sex. Und es knistert eben doch echt viel. Das bedeutet, ein unglaublich hoher Anteil der Prosa langweilt mich. Sonst ist der Weltenbau und der Plot nicht übel und die Charaktere sind nicht unsympathisch. Das Rätsel um die Morde ist aber auch nichts, was mich nun brennend interessiert. Ich bin unsicher, ob ich die anderen Teile hören will.
Barbara stirbt nicht
Erstaunlich witzig, sehr gut beobachtet, ein bisschen übertrieben, aber nie bis ins Lächerliche - sehr sehr gute Sätze. Einige erstaunliche Twists. Das Ende habe ich überhaupt nicht kommen sehen.
Viel Freude, viel Trauer, viel Authentizität. Die Ungeduld der Hauptfigur ist herrlich treffend. Die Autorin muss ich beobachten. Und ja, ähm, das ist mal nichtphantastische Literatur zwischendurch.
Die Schmiede Gottes
Der Titel hätte mich warnen können, trotzdem bin ich überrascht, als ich feststelle: Es geht ja um Gott.
Ich hatte den Titel nicht wörtlich genug genommen.
Hard SF ist definitiv Morris' Stärke und es wirkt auch sehr gut durchdacht. Weniger gut kann er sich Bibliotheken der Zukunft vorstellen. Oder sind die absichtlich so retro?
Mich hat die Story ausreichend gefesselt, dass ich jetzt wohl Teil 2 auch lesen muss. :-)
Die Parabel vom Sämann
Ein etwas zäher Beginn, aber dann wird es doch zu dem vermutlich besten dystopischen Roman, den ich bisher gelesen habe. Sehr sehr gut. Dazu kann man nur entweder sehr wenig oder sehr viel schreiben.
Visionen 4: Der Moloch
Ich hatte auch die ersten drei Visionen-Bände gelesen (wenn auch nur den ersten ausführlicher rezensiert), ich hatte nicht den Eindruck, als würde ich daran vorbeikommen. Vor allem die titelgebende Storys ist super - sehr eindrücklich. Auch die Küper-Story war mal wieder großartig.
Schade (und etwas frustrierend), dass die Reihe wegen zu niedriger Verkaufszahlen eingestellt wurde.
Das Hotel
Die erste Hälfte ist für den SF-Fan nicht so interessant. Ich habe sowohl A-Story als auch B-Story sofort erraten. Da kommt dann aber doch noch was. Bin aber unsicher, ob ich es empfehlen soll, es ist doch echt hart, sich für einige halbwegs interessante Wendungen stundenlang durch einen altbekannten Plot zu wühlen. Weglassen könnte man den auch nicht. Aber besser hätte man das schon machen können.
Die letzten drei Stunden waren aber sehr, sehr gut. Schade, dass der Roman unter "Mystery" läuft, so finden den SF-Fans ja nicht. Andererseits werden jetzt vielleicht einige aus der Mystery-Szene zur SF überlaufen?
Die Inkommensurablen
Sprachlich besser als DAVE (weniger bis keine ungelungenen Experimente), auch tolles Setting in Wien kurz vor dem ersten Weltkrieg. Interessante Figuren. Erzählzeit - quasi nur ein Tag.
Ich hielt es lange für SF, aber wenn man dann zu Ende ist. Nun ja. Das kann man nicht spoilerfrei diskutieren.
Pastoralia
Tolle Kurzgeschichten, alle mit einem typischen halboffenen Ende bei Erzählungen. Tolle Struktur. Der Autor hat einen ganz eigenen Stil, arbeitet auch bewusst mit Wortwiederholungen. Vieles davon ist sehr interessant, stilistisch. Den möchte ich gern öfter lesen.
Wunder und Wunder: Wie Julian es sah
Ist glaube ich vielerorts für Fünftklässler inzwischen Schullektüre. Gute Idee. Ich hatte das auf Englisch schon vor Jahren gelesen, jetzt habe ich es der Siebenjährigen vorgelesen, die sehr begeistert war und viel Empathie für die Figuren, vor allem für Auggie, zeigte.
Eigentlich ist das Buch ab zehn, ich glaube, das ist auch die richtige Empfehlung, unser Kind hat nur irgendwie zwischendurch Lust auf etwas forderndere Lektüre.
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