GERMAN KAIJU - Operation M.E.L.B.A. von Markus Heitkamp

Dieser Roman ist recht kurz und einfach geil. Es liest sich locker an einem (langen) Abend weg. 

Der Mann kennt sein Genre und sein Handwerk!

Meine Highlights in Kürze:

• Es hat Lokalkolorit. Ich als Norddeutsche genieße es, Details zu beispielsweise Geesthacht zu lesen.
• Der Roman hat einen feinen Humor und nimmt sich teilweise selbst auf die Schippe, nimmt aber gleichzeitig seinen Plot und seine Figuren ernst.

Ohne mich in diesem speziellen Subgenre gut auszukennen, fühlte ich mich gut aufgehoben, denn: Der Autor kennt sich in dem Subgenre bestens aus und das spüre ich beim Lesen.

An den Enden der Kapitel kommt stets das Monster kursiv zu Wort. Ich neige ja dazu, kursive Passagen zu überspringen (genauso wie in Vers gesetzten Text, so alle Lieder bei Tolkien, hüstel). Hier habe ich sie gelesen und fand es unterhaltsam, außerdem waren die Passagen stets kurz und sehr pointiert. So bekommt das Monster Persönlichkeit und die Möglichkeit zur Identifikation, was ich als originell empfunden habe.

Die Figuren waren nicht zu tief, jedenfalls ging es nicht so weit, dass ich weinen musste, wenn jemand starb (und selbstverständlich kommen auch Menschen zu Schaden!). Es gelingt dem Autor oft in aller Kürze, Statisten, die wenige Passagen später entzwei gerissen werden, treffend anhand eines Details zu charakterisieren: Beispielsweise einen Vater in ambivalenten elterntypischen Gedanken zu seinem Sohn, so dass es die Splatterszenen eben mehr bieten als nur Splatter.

Aber gesplattert wird, was hätten meine Clique und ich diesen Roman gefeiert als wir siebzehn waren!

Ein wenig B-Story gibt es auch: Inwieweit ändert es die Welt oder unsere Weltsicht, wenn wir uns mit Monstern herumschlagen müssen? Wobei "Monster" hier im besten Science-Fiction-Sinne verwendet wird, eher weniger Horror oder Fantasy. 

Stilistisch finde ich es professionell und auf hohem Niveau, wenn auch ein wenig umgangssprachlich auch im Erzähltext (personale Perspektiven), so kommt "kotzen" viermal vor (keinesfalls in Dialogen). Die Dialoge sind übrigens überaus gelungen.

Es beginnt damit, dass eine Frau vermisst wird, und erstmal taucht nur ihr Bein/Fuß in einem Schuh wieder auf. Es ist also nicht so, dass ich das ständige Übergeben nicht verstehen würde ...

Witzig fand ich die Referenz in Kapitel 5 auf ein anderes Werk im Leseratten-Verlag (Feuersturm von Heidemann), den Verlag muss man im Auge behalten. 

Dann kommen so Sätze wie "Beiläufig trennte das Maul den Leib in zwei Hälften" oder "Aber dann pulsierte das Blut unkontrolliert aus dem Stumpf seines Armes" (ja, wie oder wer sollte das auch kontrollieren? Das  meine ich mit leisem Humor!)

Der Autor sollte einen Sonderpreis für das gekonnte Verwenden von Adverbien und Füllworten bekommen, er hat ein gutes Ohr für die Verwendung von kleinen Worte mit großem Effekt.

Der Weltenbau ist der unsere, plus Monster. Sowas lese ich ja eh ganz gern. Also: Welt nah an unserer mit dieser einen phantastischen Komponente, die neu für mich ist. Das klappt dann auch in einem kurzen Roman sehr gut.