Titel | Autor:in | Erscheinungsjahr | Print / Ebook / Hörbuch | Seitenzahl | |
1 | Der Tod des Iwan Iljitsch | Lew Tolstoi | 1886 | gehört (deutsch) | 112 |
2 | Petersburger Erzählungen | Nikolai Gogol | 1835 | gelesen (deutsch) | 103 |
3 | Earth Abides | George R. Stewart | 1949 | gelesen (englisch) | 370 |
4 | Verocka: Geschichten von der Liebe | Anton Cechov | ~1888 | gehört (deutsch) | kurz |
5 | James Tiptree Jr.: The Double Life of Alice B. Sheldon | Julie Philipps | 2007 | gehört (Englisch) | 576 |
6 | Future Fiction Magazine | diverse | 2022 | gelesen (Deutsch) | 134 |
7 | Der vierte Mond | Kathleen Weise | 2021 | gelesen (Deutsch) | 449 |
8 | Das Alien tanzt im Schlaraffenland | diverse | 2022 | gelesen (Deutsch) | 213 |
9 | Gespiegelte Fantasie | diverse | 2022 | gelesen (Deutsch) | 220 |
10 | Eine unberührte Welt | Andreas Eschbach | bis 2017 | hört (deutsch) | kurz |
11 | Beobachtungen aus der letzten Reihe | Neil Gaiman | bis 2017 | gelesen (deutsch) | 576 |
12 | New York 1999 (Original: Make Room, Make Room bzw. Soylent Green) | Harry Harrison | 1966 | gelesen (deutsch) | 219 |
13 | Pantopia | Theresa Hannig | 2022 | gelesen (deutsch) | 464 |
14 | No woman born | C. L. Moore | 1944 | gelesen (englisch) | 61 |
15 | Fury | Alastair Reynolds | 2014 | gelesen (englisch) | 30 |
16 | Orange is the new Black | Piper Kerman | 2015 | gehört (deutsch) | 374 |
17 | Camp Concentration | Thomas M. Disch | 1968 | gelesen (englisch) | 175 |
18 | Die Sanfte | Fjodor Dostojewski | 1876 | gelesen (deutsch) | 72 |
19 | Herz der Finsternis | Joseph Conrad | 1899 | gelesen (deutsch) | 93 |
20 | Das Unsterblichkeitsprogramm | Richard Morgan | 2007 | gehört (deutsch) | 609 |
21 | Die Berechnung der Sterne | Mary Robinette Kowal | 2022 | gehört (deutsch) | 512 |
22 | Probe 12 | Kathrin Lange und Susanne Thiele | 2021 | gehört (deutsch) | 497 |
23 | Simulacron-3 | Daniel F. Galouye | 1964 | gelesen (deutsch) | 240 |
24 | Alien Contagium | diverse | 2022 | gelesen (deutsch) | 430 |
Über den Lesemonat
Ich war ungewöhnlich lese-eifrig, das Vorschaubild ist quasi nicht mehr lesbar. Dafür habe ich nur drei Rezensionen verfasst - tatsächlich sitze ich stattdessen an einigen Kurzgeschichten und einem Artikel über SF-Prosa, die im Gefängnis spielt.
Und wieder habe ich nicht alle Kurzgeschichten aufgelistet, die ich gelesen habe, irgendwann packe ich dann die Gesamtwerke in die Lesemonats-Übersicht. Ich lese z. B. noch immer eine Kurzgeschichtensammlung von Greg Egan.
Werke ohne Rezension:
Der Tod des Iwan Iljitsch von Tolstoi
Das war bemerkenswert, extrem gut. Da hat sich der Autor verdammt nah an einen sterbenden Menschen und seine Perspektive gewagt. Wie Iwan Iljitsch sein Leben im Nachhinein betrachtet ist recht deprimierend. Noch mehr beeindruckt hat mich aber wie er sich in seinem sterbenden Körper fühlt und wie er im krassen Gegensatz dazu seinen jungen Pfleger betrachtet, der mitten im Leben steht: kräftig, gesund, hübsch und wohlriechend.
Einiges daran ist sehr tragisch, so ist Iwan nicht besonders alt, geistig noch voll da und muss seinen körperlichen Verfall bewusst wahrnehmen.
Petersburger Erzählungen (von Gogol)
Vor allem "Die Nase" hat mir viel Spaß gemacht. Das Porträt hatte zwar eine Länge, aber einen tollen Showdown.
Earth Abides von George Stewart
Und das hat er 1949 geschrieben? Es ist großartig. Der Autor schildert sehr glaubwürdig eine Pandemie und eine Apokalypse plus locker vier Jahrzehnte nach der Katastrophe. Mit den üblichen Konflikten, die auch zeitgenössische Post-Apokalypsen (ob jetzt mit oder ohne Zombies, hier gibt es keine) gern thematisieren.
Die Hauptfigur hat recht bald einen Save-the-Cat-Moment, die geschilderte Beziehung ist auf Augenhöhe. Wenn auch bis auf die Hauptfigur Ish und seiner Frau Em kaum jemand wirklich viel Profil erhält und die Frauen - bis auf eine - fast ununterbrochen mit Kinderkriegen beschäftigt sind.
Der Rassismus wird nach der Katastrophe quasi abgeschafft und das in einem Nebensatz. Das müssen sie nicht mitnehmen und nehmen es daher auch nicht mit. Sehr schön.
Ein bisschen schwierig finde ich die Darstellung der entweder behinderten oder durch das Trauma stark beeinträchtigte Figur Evie, habe aber an vielen Stellen das Gefühl, das ist nur die Sicht des Erzählers und nicht die des Autors. Seine Sicht wird auch von einer anderen Figur in Frage gestellt.
Der Roman stammt ja nun mal auch nicht von letzter Woche - ich habe ihn sehr lange und sehr langsam gelesen (eher Page Hugging als Page Turning).
Verocka: Geschichten von der Liebe von Anton Cechov
Das war jetzt nicht unbedingt meine Komfortzone, ich habe mir mit dem Hören Zeit gelassen. Sprachlich ist es (bis auf ein paar Phrasen, die offenbar damals schon erfunden waren) extrem angenehm, inhaltlich ist es für mich oft nicht einfach, mich auf die damalige Moral einzulassen. Insgesamt finde ich es aber zu wichtig, dass ich meinen Lese-Horizont erweitere.
James Tiptree Jr.: The Double Life of Alice B. Sheldon
Alice Sheldon hatte ein extrem interessantes Leben und Julie Philipps ist es gelungen, es gut zusammenzustellen. Ich dachte, ich müsse mir die Biographie mal reinziehen, um die Tiptree-Storys besser zu verstehen und ja, es hilft. Bei einigem wird man gespoilert, aber wenn ich lange genug warte, habe ich sicher wieder einiges vergessen. Ab und zu habe ich die Story rasch gelesen, bevor ich weitergehört habe, um nicht gespoilert zu werden (Beispiel: Dr. Ain). Auch die Briefwechsel mit u. a. Russ und Le Guin fand ich sehr interessant. Beim Hören frage ich mich, was wohl passiert wäre, wäre ihre Identität nie aufgeflogen.
Future Fiction Magazine
Interessantes, neues Projekt! Nicht nur originär deutschsprachliche SF-Erzählungen (davon gibt es hier zwei), sondern auch übersetzte SF-Storys (und Aufsätze) aus dem Ausland, plus einem deutschen Aufsatz. Gute Zusammenstellung, vernünftige Länge. Offenbar hat es sich gut genug verkauft, dass sie eine zweite Ausgabe machen wollen.
Der vierte Mond von Kathleen Weise
Ich möchte in diesem Jahr beim KLP mitvoten und der Roman wurde nominiert. Er ist auch gut geschrieben, hat aber wirklich, wirklich viele Figuren. Da frage ich mich, ob es nicht doch gereicht hätte, wenn man mit deutlich weniger ausgekommen wäre, um diese Geschichte zu erzählen. Ich habe ja sogar gelesen (leider nicht als Ebook, dann hätte ich besser markieren können) und nicht gehört, als Hörbuch hätte es vermutlich auch nicht funktioniert.
Sprachlich angenehm, aber doch recht viele Phrasen.
Gegen Ende hin kommt dann die wahre Story auf - ein wenig spät. However, als Sittengemälde taugt es auch vorher etwas, aber für mich zu viele Figuren und zu wenig Möglichkeiten für mich zum Identifizieren.
Eine unberührte Welt von Andreas Eschbach
Beinhaltet zehn Kurzgeschichten, die man gut mal beim Joggen oder Kochen hören kann:
Humanic Park - witzige Idee, in ferner Zukunft werden Menschen geklont und Jurrassic-Park-mäßig besichtigt und den zukünftigen Bewohnern einer Erde, die aufgrund des Klimawandels und menschlichen Einflusses eine total andere geworden ist. Allerdings: Nur Idee. Kein Plot. Keine Figuren. Aber auf die Idee bin ich neidisch.
Die grässliche Geschichte vom Goethe-Pfennig - Wer ein bisschen mitdenkt, hat wenig Spaß. Die Geschichte erscheint mir etwas an den Haaren herbeigezogen. Hier wird Literatur vom Staat gefördert, es gibt Mindestauflagen, staatliche Zuschüsse usw.. Insgesamt ist die Geschichte zwar enorm blöd, aber zwischendurch hat mir eine Idee sehr gut gefallen: Irgendwann gibt es für Bestseller auch eine Maximalauflage. Nur 40.000 vom neuen King oder neuen Harry Potter (die Geschichte ist etwas älter). Um ein Exemplar zu erhalten, muss man x andere Bücher gekauft haben - und nachweislich gelesen! Das wird geprüft. Vermutlich hätte mir ein szenisches Schlaglicht genau dieser Idee besser gefallen.
Die Wunder des Universums
Ähm. Slice of Death? Die letzten Stunden einer Astronautin, die auf einem Jupitermond abgestürzt ist. Das war jetzt irgendwie so gar nichts für mich.
Die Wiederentdeckung
Offenbar spielt diese Geschichte im gleichen Universum wie die Haarteppichnüpfer (das ich schon kenne) und Eines Menschen Flügel, das ich noch plane zu hören.
Al-Qaida
Nach dem Anfang war ich schon stark irritiert, weil ich hier Humor und Osama Bin Laden in einer Story finde. Aber da es nicht ein dahergelaufener, sich witzig findender Jugendlicher, sondern immerhin der Eschbach ist, hoffe ich, dass die Geschichte nicht zu peinlich wird und interessant wird.
Und ja, es kommt eine sehr gute Plotwendung. Das Motiv ist vielleicht ein wenig überklar, aber insgesamt finde ich den Schluss toll.
Allerdings muss ich sagen, der Autor neigt zu einem übermäßigen Gebrauch von abgegriffenen Hendiadyoins, was dann doch etwas stört.
Rain Song
Hier ist es mehr die Erzählung, die ich sehr genieße (tolle Erzählstimme) als die Idee.
Garten Eden
Na ja, geht so, sehr jugendliche Zielgruppe.
Ein Fest der Liebe
Das war gut geschrieben, tolle Figuren, super Rätsel, ich fand nur den Schluss lahm.
Das fliegende Auge
Ich erinnere mich einfach nicht mehr, worum es da gegangen ist. Das war glaube ich einfach sehr, sehr kurz. Aber die Synchronstimme von Jack Nicholson ist toll (Vorleser).
Eine unberührte Welt
Die Pointe war es wert durchzuhalten, sehr sehr gut.
Beobachtungen aus der letzten Reihe von Neil Gaiman
Eine extrem nette, sympathische Essay-Sammlung aus Reden und Vorworten von jemandem, der als Kind beneidenswert viel gelesen hat (Bradbury mit neun und Disch mit zwölf) und seit einigen Jahrzehnten schreibt. Unterhaltsam, viele gute Momente. Kurzweilig. Viel Selbstironie. Buchtipps für meine Tochter und mich.
New York 1999 von Harry Harrison
Sehr kurzer, kurzweiliger Klassiker über ein überbevölkertes New York, in der - ähm - Zukunft (von 1966 aus gesehen). Mir gefiel bei der Stahlratte Harrisons Stil, ich wollte aber lieber etwas ernsteres lesen, la voila.
Der Roman ist rasant und nicht ganz so gut gealtert wie Earth Abides. Im Gegensatz zu Earth Abides würde ich jetzt nicht sagen, dass es ein Must Read ist, aber die Wendung mit den Keksen ist natürlich nett und Handlung gibt es auch genug, und einen überschaubaren Cast.
No Woman born von C. L. Moore
Ist es nicht manchmal deprimierend, dass die besten Geschichten offenbar schon vor langer, langer Zeit geschrieben worden sind? Ernsthaft, 1944? Die Geschichte ist extrem gut gealtert und wurde vermutlich seitdem nie wieder erreicht.
Eine Tänzerin wäre fast in einem Feuer gestorben, doch ihr Gehirn wird gerettet und in einen eigens für sie komponierten Körper übertragen. Sie hat nur noch zwei Sinne - Sehen und Hören - und hat sich sehr vom Menschsein entfernt, obwohl sie durchaus noch durch ihre Stimme und Bewegungen erkennbar ist.
Die Szene, in der sie erstmalig wieder vor Publikum auftritt, sucht seinesgleichen.
Fury von Alastair Reynolds
Ich recherchiere aufgrund zweier eigener Projekte zum Thema "Maschinen agieren miteinander in weit entfernter Zukunft" und auch zum Thema "künstlicher Doppelgänger". Hier ist es eher ersteres. Plus, die Geschichte ist zwar nicht überragend, aber lesenswert. Der Protagonist ist eine sehr sehr alte KI und er beschützt einen ebenfalls sehr alten Menschen, der quasi nur noch durch Surrogate agiert und sein wahres Selbst geschützt aufbewahrt. Ziemlich abgefahren und voller Ideen, plus, es ist fast ein kleiner Krimi, in dem Koi eine überraschende Rolle spielen.
Die Toten von James Joyce
Ich bin ziemlich erleichtert, dass ich Joyce lesen kann, ohne gleich Ulysseus oder Finnigans Wake lesen zu müssen, was mich vermutlich das ganze restliche Jahr über beschäftigen würde.
In "Dubliners" hat er Kurzgeschichten. Ich habe Die Toten zuerst gelesen und bin von vielen Details und der Aussage beeindruckt (und etwas verschreckt).
Das Herz der Finsternis von Joseph Conrad
Würde es helfen, wenn man Apokalypse Now gesehen hätte? Ich kenne davon nur die Anfangssequenz. Jedenfalls ist die Geschichte aus vielen Gründen nicht einfach zu lesen und sie ist auch für eine Novelle recht lang, länger als einige kurze Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Wenn ich mich ernsthaft mit Literatur beschäftigen möchte, sollte ich aber auch zwischendurch mal so etwas lesen, auch wenn ich mich in circa der Mitte der Erzählung mit einigen leichteren SF-Storys erholen musste.
Ich finde das Thema sehr wichtig, vor allem zur Zeit, in der es geschrieben wurde, aber beim Lesen hatte ich wenig Freude.
Orange is the new black von Piper Kerman
Aus Recherchegründen gelesen (siehe Gefängnis-Artikel, der bald kommt). Das ist nicht wirklich ein Roman, eher ein autobiografischer Bericht, als solcher aber interessant.
Camp Concentration von Thomas M. Disch
Der Titel ist eigentlich zweideutig. Mehr dazu in dem Gefängnis-Artikel. Eine leichte Lektüre war das nicht. Der Twist am Ende hat mir gefallen.
Die Sanfte Fjodor Dostojewski
Extrem unsympathischer Protagonist, der aus meiner Sicht die Notlage einer jungen Frau ausnutzt, um sich eine junge, hübsche Ehefrau zu angeln, die ihm in Laden hilft. Aber bemerkenswert gut gemacht - so bin ich an keiner Stelle auf seiner Seite, obwohl ich ja nur seine Sicht kenne.
Das Unsterblichkeitsprogramm Richard Morgan
Ich habe bisher nur Teil 1 gehört, es ist unterhaltsam und bietet einige gute Ideen. Der Protagonist ist mir sympathisch. Ein Must Read ist es aus meiner Sicht aber nicht, weil es oftmals eher auf der Action den Fokus legt.
Die Berechnung der Sterne Mary Robinette Kowal
Hier hingegen gibt es die ganze Action nur am Anfang, als ein Meteor ins Meer fällt und die Ostküste der USA überspült. Die Protagonistin (mir als Lady Astronaut Elma schon bekannt) und ihr Mann können fliehen. Danach wird es etwas weniger handlungsarm. Es setzt klare Statements gegen Sexismus und Rassismus, teilweise fies subtil, teilweise auch sehr offen. Ich werde den nächsten Teil auch lesen. Als Hörbuch super geeignet.
Probe 12 Kathrin Lange und Susanne Thiele
Endlich mal SF zu einem selteneren Thema! Multiresistente Erreger und Phagen - daraus ein Thriller gestrickt mit teilweise interessanten Figuren (auch wenn es etwas dauert, bis ich mich mit ihnen anfreunde). Teilweise viel zu viel Hollywood: Verfolgungsjagden, viele Tote, Schießereien, böse Russen. Das war langweilig für mich. Aber insgesamt tolles Thema und die medizinischen Hintergründe kamen mir solide vor.
Simulacron-3 Daniel F. Galouye
Diesen Klassiker kann man an einem Abend lesen. Ich ahnte den ersten Twist etwas zu früh, aber das Ende bot mir dann doch noch eine angenehme Überraschung.
Was ich auslasse
Mal hier mal da lese ich einzelne Kurzgeschichten aus dicken Anthologien - die erwähne ich hier nicht alle. Wenn ich mal eines durch habe, kommt es in der Regel auf die Lesemonatsliste, aber das kann auch mal ein, zwei Jahre dauern, da ich oft in kleinen Portionen konsumiere.
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