Inhalt
Danke für das Rezensionsexemplar! Ich muss daher diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen, werde aber meine Meinung wie gewohnt widergeben - und vor allem die Meinung unserer Tochter.
Flocke ist so faul, dass er absichtlich in einem Faulheitswettbewerb vierter werden würde, damit er nicht aufs Treppchen steigen muss. Er gehört Lisa, aber die ist gewachsen und braucht ein neues Pferd - der etwas naive, sehr hübsche Nico zieht zu den anderen Pferden in den Stall. Bald schleicht sich der Verdacht ein (zunächst beim Publikum, dann auch bei Flocke), dass er selber, das gefräßige Shetland-Pony verkauft werden soll. Inklusive klassischem All-is-Lost-Moment.
Doch die Lösung, wie einige schon recht früh geahnt haben, kommt noch rechtzeitig um die Ecke.
Trotzdem: Besorgt fragte mich unsere sechsjährige Tochter, als Flocke deprimiert im Starkregen in einen Pferdewagen steigen musste: "Das ist doch ein Buch für Kinder, oder? Dann muss es doch ein gutes Ende haben!"
Ganz klar: Buch für Kinder und gutes Ende. Keine Sorge!
Ab und zu fragte ich mich (recht vergnügt), für welches Lese-Alter das Buch eigentlich ist. Es passiert zunächst streng genommen nicht viel, ist aber auffallend gut geschrieben, extrem witzig und mit vielen popkulturellen Anspielungen - sogar auf Gandalf. Nun weiß ich nicht, wie bekannt Gandalf bei Achtjährigen so ist (laut Verlag ist das Buch ab acht) und hatte vermutet, dass es vielleicht nur die Vorlesenden begeistern soll. Aber unsere Tochter hat den Hobbit schon vorgelesen bekommen und war von diesem Witz sehr angetan. Andere hingegen gingen komplett über ihren Kopf und sie fragte sich wohl, warum ich eigentlich so kichern musste.
Wir haben hier einen leicht unzuverlässigen Erzähler, was viel von der Lesefreude ausmacht. Flocke bemerkt die Dinge immer etwas später als das Lese-Publikum. Hier wird den lesenden Kindern auch viel zugetraut, was diese sicher sehr begrüßen. Und wenn mal eine Anspielung nicht zündet, schadet es dem Gesamtbild trotzdem nicht.
Die Autorin kennt sich mit Pferden aus - das hat meine Tochter gemerkt, die fleißig die Haverbande hört. Ich selber habe absolut keine Ahnung von Pferden. Am Ende gibt es aus - aus Flockes Sicht - eine Art Index zu Pferderassen und anderen pferdespezifischen Begrifft, außerdem zu Fremdworten, die im Text vorkommen, wie "Hypochonder", was vielleicht nicht jedem Grundschüler klar ist.
Für Vorlesende: Die Tagebucheinträge sind superkurz, ein bis drei Seiten. Man kann jederzeit spontan aufhören. Sehr flexibel, wenn das Kind endlich schlafen soll.
Sprache & Illustrationen
Es ist extrem gut geschrieben, nicht nur für ein Kinderbuch. Phrasen werden gekonnt auf den Kopf gestellt. Die Autorin arbeitet mit Wortwitz und Teekesselchen. Es gelingt ihr, Flockes Stimme authentisch klingen zu lassen und glaubhaft und oft folgt auf eine Pointe eine weitere.
Die Illustrationen von Josephine Mark sind witzig und haben tolle Details.
Klar muss sein - der Spannungsbogen ist vor allem anfänglich nicht besonders hoch. Es ist einfach nur vergnüglich. Kann man super vor dem Einschlafen lesen oder vorlesen. Gibt sicher keine Alpträume.
Am Ende wird es dann aber doch noch recht spannend.
Buchaussage
Flocke gehört Lisa und Lisa ist zu groß für Flocke geworden, die Eltern kaufen ihr ein neues Pferd. Neben Eifersucht ist auch die Angst vor einem eventuellen Verkauf Flockes Problem, das ist ja schließlich sein Zuhause. Aber da ist auch noch Miri, Lisas jüngere Schwester. Bahnt sich da eine Lösung an? Allerdings hat Miri zum Reiten nicht unbedingt Talent, das merkt sogar Flocke.
Die B-Story und Prämisse könnte in die Richtung gehen, so geliebt zu werden, wie man ist. Zwar ist Flocke eingebildet (O-Ton unserer Tochter), aber nicht sehr hübsch, sehr dick, träge, extrem faul und gefräßig. Lisa hat es trotzdem gern und Miri findet Flocke süß, und zwar glaubhaft. "Ich liebe dich, wie du bist" steht zwar so nicht im Text, scheint aber klar durch. Eine schöne Botschaft für ein Kinderbuch.
Rezeption
Das Buch ist superneu. Besorgt es euch und verbreitet eure Meinungen.
Über die Autor:in
Laut meinen Recherchen schreibt sie sonst auch über Pferde, aber eher für ältere Kinder oder vielmehr, Jugendliche.
Diversität
Flocke ist auf keinen Fall der perfekt aussehende, schlanke Held. Alleine das schon verdient Diversitätspunkte. Und er ist faul, total unsportlich. Da mag er kein Vorbild sein, aber er ist cool.
Harte Fakten
Titel | Ich bin Flocke: Zu viel Talent, zu wenig Möhren von und |
geschrieben von | Maren Dammann |
illustriert von | Josephine Mark |
Verlag | Ueberreuter |
Rezensionsexemplar | ja, danke dafür |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Seitenzahl | 128 |
Original Twitter Tweet | https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1495703387408683011 |
Kommentar schreiben