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Edgar, Ellen & Poe von Antje Leser

Inhalt

Meine Tochter liest viel. Sehr viel. Daher habe ich nun begonnen, Rezensionsexemplare für Kinderbücher anzufordern und mit ihr zu lesen, um danach darüber zu schreiben.

"Edgar, Ellen & Poe" habe ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten und muss diesen Beitrag daher als Werbung kennzeichnen - meine Meinung schreibe ich trotzdem, wie gewohnt.

 

Aufmerksam geworden auf diesen Roman bin ich bei der phantastisch!, die regelmäßig auch Kinder- und Jugendbücher besprechen. Der Titel und das Cover haben mir gefallen. 

 

Noch liest unsere Tochter nicht selber, also habe ich das Buch vorgelesen. Von der Handlung her ist es für belesene Erwachsene vermutlich nichts Neues. Als vorlesender Elternteil ist es super, es ist stets klar, wer spricht, man hat die Chance, eine Menge unterschiedlicher Stimmen auszuprobieren. Die Sprache mag zwar nicht an die Astrid-Lindgren-Übersetzungen oder an James Krüss heranzureichen, ist aber sehr angenehm und klar. 

 

Die Handlung beginnt eher langsam. Ich hätte befürchtet, zu langsam für unser actionliebendes Kind, aber sie hat sich gern auf die Geschwindigkeit eingelassen und hat sich an keiner Stelle gelangweilt oder gemotzt, wann denn endlich etwas passieren möge (wie sie es sonst durchaus macht und ich musste auch schon einige Bücher abbrechen). 

 

Die Hauptpersonen sind Edgar, der Rabe der Oberhexe Hortensia-Emilia und Ellen, die kurz vor ihrer Hexenprüfung in der Walpurgnisnacht steht. Edgar ist fast ein wenig verliebt in Ellen, jedenfalls bewundert er sie sehr. Doch während Ellens Prüfung auf dem Walpurgisberg werden die Hexen von einem gegnerischen Clan überfallen, was zu Chaos und Feuer führt. Jene anderen Hexen sind nicht auf Besen unterwegs, sondern auf motorisierten Laubbläsern - und sie hatten eindeutig auch einen Hexenmann dabei. Das geht ja gar nicht, findet die Truppe um Hortensia-Emilia, das ist streng verboten! Außerdem machen die Laubbläser viel Krach.

 

Man ahnt schon, dass die Hexen hier auf dem Holzweg sind, auch unsere Tochter findet diese Einstellung nicht in Ordnung. Wirklich gut gemacht, und eine schöne Einleitung einer Prämisse, die ich unterstreichen möchte. 

 

Edgar und Ellen lernen Poe kennen, der der Rabe der gegnerischen Oberhexe ist, die zufällig auch noch die Schwester von Hortensia-Emilia ist. Doch Poe wird als Geisel gefangengenommen und schwebt nun in höchster Gefahr. Und ausgerechnet Ellen und Edgar sollen den Laubbläser-Hexer:innen zur Verhandlung einen Besuch abstatten.

Kind und Vorlesende

Ich bin 43 Jahre alt und habe viel, wirklich viel gelesen. Für mich barg das Buch anfangs natürlich nicht viel Neues - außer, dass es auffällig modern und flott geschrieben ist und die Stimmen sich angenehm unterscheiden, so dass das Vorlesen mit verstellten Stimmen Spaß bringt.

 

Unsere Tochter hingegen war die ganze Zeit begeistert und auch voll drin. Zwischenrufe wie "Mama, genau wie wir gedacht haben!" oder "Das ist aber jetzt gemein!" oder "Weiterlesen, gerade so spannend!" zeigten es. 

 

Ich selber war erst bei den letzten Kapiteln, als der Riese Stormyr eine große Rolle spielt, so richtig involviert. Die Figur fand ich extrem cool. Den Raben Poe fand ich an sich auch witzig und frech, der hätte gern mehr Bühnenzeit haben können.

Buchaussage

 

Die A-Story ist natürlich, wie Edgar, Ellen und Poe die Probleme lösen, die ihnen im Laufe der Handlung begegnen, sei es Poes Entführung, die Schlichtung des Streits zwischen den Besen-Hexen und den Laufbläser-Hexer:innen (die haben auch Männer dabei) und das Problem mit dem Riesen Stormyr.

 

Die B-Story ist besser, sogar richtig gut. Es ist ein wenig Coming-Of-Age für Ellen und wie sie ihren eigenen Weg findet und ihre eigenen Moralvorstellungen. Sie stellt in Frage, was sie ihr ganzes Leben lang gelernt hat und blickt mit frischem, sehr gesunden Blick sowohl auf "ihre" Hexen, die Besen-Hexen, als auch auf die Laubbläser-Hexer:innen. Und beide Gruppen lernen einiges durch Ellen. Ellen ist eine ziemlich coole Protagonistin und ich denke, es fällt Kindern sehr leicht, sich mit ihr zu identifizieren. 

 

Außerdem stecken viele coole Nebenbotschaften in dem Roman, wie: Beurteile die Leute nicht nach ihrem Aussehen, oder auch einfach Toleranz, dass man Leute nicht ausschließen soll, dass auch Raben mit Respekt behandelt werden sollten usw..

Das kann man seinen Kindern ruhig vorlesen oder selbstlesenden Kindern schenken, ich finde die Botschaften ziemlich toll. Und spannend fand es unsere Tochter auch. 

Altersempfehlung

Der Verlag sagt acht bis zehn, das passt auch. Unsere sechsjährige Tochter kam auch sehr gut damit klar, aber beim Vorlesen ist es ja quasi begleitendes Lesen, da gehen oft auch fortgeschrittene Bücher.

Plus, wie schon erwähnt, eignet sich das Buch meiner Meinung nach sehr gut zum Vorlesen.

Diversität

Ich finde schon, dass dieses Werk zu Diversität beiträgt, alleine schon wegen der männlichen Hexen. Jede:r kann und darf alles sein als Botschaft für Kinder finde ich super.

Plus, die Perspektive der Raben trägt auch zur Akzeptanz bei.

 

Außerdem ist die übliche Botschaft dabei, die Kinderbücher oft haben, nämlich, dass man jemanden nicht nur nach dem Äußeren beurteilen sollte. So sieht der Riese Stormyr zwar schrecklich aus, ist aber lieb und hilfsbereit. Ich finde ja, das kann in Kinderbüchern nicht oft genug vermittelt werden.

 

Die Betonung der veganen Lebensmittel für die Hexen fand ich ebenfalls sehr schön, zumal Hexen früher auch ganz gern mal Kinder gefressen haben. Das ist alles kindgerecht und keineswegs grausam vermittelt. Dass die Laubbläser-Hexer:innen auch Fleisch essen und am Ende auf dem Grill die veganen Dinge neben den fleischigen liegen, ohne dass jemand darüber jammert, fand ich auch sehr gut.

Harte Fakten

Titel Edgar, Ellen & Poe 
geschrieben von Antje Leser 
Verlag Ueberreuter Verlag 
Rezensionsexemplar ja, danke dafür 
Erscheinungsjahr 2021 
Seitenzahl 224 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1465589416211238916 

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