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Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur von Christian Endres

Inhalt

Ich habe den Roman vom Autor geschenkt bekommen. Ohne dass Bedingungen daran geknüpft waren. Da es nicht direkt ein Rezensionsexemplar ist, bin ich unsicher, ob ich diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen muss - aber nun kennt ihr die Hintergründe und könnt euch ein Bild machen.

 

Arthur Conan Doyle und ich haben ein kompliziertes Verhältnis. Wir werden keine Freunde mehr. Ich mag seine Prosa einfach nicht. Von Holmes habe ich einige Filme (mit Ironman, ähm, ich meine, Robert Downey Jr.) und Serien (mit Benedict Cumberbatch und Jonny Lee Miller) angeschaut. Immerhin habe ich ein grobes Bild davon, wie Holmes typischerweise agiert.

 

Das erkenne ich hier durchaus wieder. Holmes schlussfolgert präzise, schnell und selten verkehrt, anhand von Tigerhaaren (nein, hier war es anders, aber Tigerhaare hätten durchaus eine Rolle spielen können) und anderer Details, Gut durchdacht, sehr überzeugend. Außerdem: Humorvoll. So hatte ich das zwar aus einigen Serien, aber nicht aus den originalen Erzählungen in Erinnerung. Vielleicht habe ich die Stories aber auch nicht lange genug durchgehalten. Wobei, es gab mal eine Holmes-Story von Stephen King, die ich sehr mochte, mit einem Stuhl und aufgeklebten Schatten.

 

Wer hier komplexe Krimis sucht, ist vielleicht nicht ganz richtig. Es gibt zwar hier und da einen Hauch von Krimi (vor allem in der Titelstory), aber einige Episoden sind eher anekdotenhaft, zwar unterhaltsam, aber nichts zum Mitraten und Rätseln. 

 

Am Besten hat mir die Titelstory gefallen. Der Tiger in London war absolut originell und die Hintergründe dafür sogar einleuchtend. Am Ende gab es noch ein paar Details, die zwar klassisch für alte Detektivstories waren, bei denen ein paar mehr Einzelheiten aber trotzdem cool gewesen wären. Ms. Sterling, die Auftraggeberin, die ihre Tigerin sucht, wurde hervorragend beschrieben und charakterisiert (wobei, wer charakterisiert hier eigentlich, Holmes oder Endres?).

 

"Der Mann mit dem aufrechten Gang" hat leichte SF-Anklänge, wenn aber auch die Erklärung für die Zeitreisen m. E. mehr einen Hang zu Phantastik hat. Das Auftauchen eines Homo erectus hätte für meinen Geschmack ruhig etwas mehr ausgewalzt werden können. In dieser Story gibt es auch eine Erwähnung des Autors Wells.

 

In den anderen Kurzgeschichten finden sich durchaus auch mal phantastische Elemente (das war bei Doyle noch nicht so, oder?). Hier können sich manchmal Tiere in Menschen verwandeln. Oder umgekehrt. Plus, es können auch Gremlins hinter einem Verbrechen stecken (wobei mich diese Episode weniger überzeugt hat als die mit dem Fuchs).

 

Witzig auch, in einer der Stories ist Holmes selbst der Täter und das wird sogar plausibel aufgelöst.

 

Auf die Charakterisierung Holmes' wird viel Wert gelegt, während Watson sich eher im Hintergrund hält. Auch Holmes' Drogensucht ist Thema. Mycroft fehlt selbstverständlich auch nicht, auch Moriarty findet Erwähnung. Und die bevorstehende Hochzeit Watsons. Sogar der Autor hat einen Cameo-Auftritt: Als Literaturagent von Watson. Das Schreiben hat sicher eine Menge Spaß gemacht.

 

Manchmal verbirgt sich auch nicht unbedingt ein echtes, schreckliches Verbrechen hinter einer der Episoden. Dann wird nur Lestrade zur Vernunft gebracht und hierfür ein Verbrechen nur vorgetäuscht oder bei einer hohen Anzahl "Toter" handelt es sich eigentlich um Schneemänner. Phantasie und Witz fehlen hier wahrlich nicht!

 

Nicht nur Agent Endres hat (streng genommen zwei) Gastauftritte, auch ein gewisser Lord Cumberbatch. Wer mag das wohl sein? Außerdem meine ich, einen Seitenhieb auf Roald Dahl entdeckt zu haben (Wonka) und Oberon, den Elfenkönig. Dass der Autor viel liest, war mir klar, aber es gelingt ihm auch, Anspielungen in seiner eigenen Prosa gut zu tarnen - vermutlich habe ich ein Dutzend anderer Referenzen übersehen.

 

Zwischendurch wird übrigens mal eine Geschichte aus der Sicht von Holmes in der Ich-Person erzählt, das war auch mal ganz witzig und zeigt außerdem die Vielfalt des Autors. Sehr rührend fand ich auch die Sterbeszene mit dem Hund.

 

Am Ende gibt es noch sehr kurze Twitter-Stories (in Tweet-Länge), die u. a. auch Anspielungen auf Dracula bieten. Oder auf Star Wars.

Hintergrund zur Anthologie

Die Geschichten sind nicht alle in den letzten zwei Jahren entstanden, einige sind recht alt - eine schrieb er sogar mit 17. Informationen dazu finden sich im Nachwort. In der Regel veröffentlicht er beim Atlantis-Verlag:

  • Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes
  • Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen
  • Der Preis des Lebens (Fantasy-Episodenroman)
  • Die Zombies von Oz (Storysammlung)

Sprache und Art des Erzählens

Endres ist ein Profi, der seit Jahren, eher seit Jahrzehnten, schreibt. Nicht nur Prosa, sondern auch Sachtexte, u. a. viele extrem gut geschriebene Rezensionen. Sprachlich flutscht es sehr und es gibt nur sehr wenige Phrasen, die absichtlich und gekonnt platziert erscheinen. Der Stil macht es mir leicht, den kriminalistischen Spuren leicht zu folgen.

Wie bin ich zu dem Buch gekommen?

Ich hatte es eh schon auf dem Schirm, da hat der Autor es mir angeboten. Da sage ich natürlich nicht nein! Danke sehr, Mister Endres

 

Der Autor hat übrigens auch einen Blog. Ich habe von ihm schon eine Handvoll Kurzgeschichten und locker mehrere Dutzend Rezensionen gelesen.

Rezeption

Diese Rezension listet dankenswerterweise auch alle Titel nochmal schön auf.  Rezensiert werden aber eher nur einzelne Stories.

Harte Fakten

Titel Sherlock Holmes und die Tigerin von Eschnapur 
geschrieben von Christian Endres 
Verlag Atlantis Verlag
Rezensionsexemplar Frei-Exemplar 
Erscheinungsjahr 2021 
Seitenzahl 216 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1451055977604820992 

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