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Der Astronaut von Andy Weir

Inhalt

Warum lese ich diesen Roman?

Mir hat der Marsianer gefallen und außerdem gab es im September eine Leserunde mit diesem Roman. Da war leider nicht sehr viel los, weil wir alle zu schnell gelesen haben.

 

 

Der Einstieg ist gelungen und spannend. Der Ich-Erzähler, zunächst namenlos, erwacht an einem unbekannten Ort. In seiner Gesellschaft nur Leichen und eine KI, die ihm Fragen stellt und auf Befehle reagiert (nun ja, in Grenzen). Er hat sein Gedächtnis verloren, allerdings nur das persönliche, rein fachlich ist noch alles da, woraus er ziemlich schnell Nationalität und Beruf schließen kann (das habe ich so schon mal irgendwo gelesen, ich weiß nur nicht mehr genau, in welchem Buch).  

Ich bin nicht sicher, ob ich so eine Amnesie nicht ein bisschen zu billig finde, um Spannung zu erzeugen - aber es funktioniert hier sehr gut (plus, es wird später auch sehr plausibel aufgeklärt). Ich bin neugierig. Der Aufbau des Romans ist gelungen.

Abwechselnd erfahre ich, wo der Protagonist jetzt ist und wie es dazu kam, während seine Erinnerungen zurückkommen. Plus, er ist sehr sympathisch. Die wissenschaftlichen Details sind gut geschildert.

 

Die A Story ist hier so klassisch wie komplex: Der Ich-Erzähler soll die Welt retten. Plus, hoffentlich wieder nach Hause kommen (wobei das, im Gegensatz zum vorherigen Roman, "Der Marsianer", nicht das erklärte Ziel ist).

 

Die B Story ist für mich die Freundschaft zwischen "Rocky" und dem Ich-Erzähler. Sie sind unterschiedlich, sie sind beide einsam und sie sind beide an einem für sie völlig fremden Ort mit ungefähr dem gleichen Auftrag.

Trotz ihrer absoluten Verschiedenheit in Körper und Herkunft, freunden sie sich an, arrangieren sich so, dass es für sie angenehm ist. Ein absolut positives Beispiel für Akzeptanz. Plus, der Eridianer ist niedlich. In seinem Verhalten.

Es sind schöne Details, die ihn ansprechend machen. Wie es für seine Art gut ist, wenn jemand besser schläft, sofern jemand dabei zusieht (wieso sollte man dann besser schlafen? Wobei, meine Kinder denken das glaube ich, auch). 

Dr. Grace und Rocky verbringen so viel Zeit miteinander, dass sie sich irgendwann richtig gut kennen. Dr. Grace kann kleine Launen von Rocky interpretieren - obwohl der Eridianer ihm ja anfangs extrem fremd war. Für mich eine tolle Geschichte über Freundschaft, Akzeptanz und den Umgang zweier denkender Wesen miteinander, die absolut grundverschieden sind und dasselbe Ziel haben.

Toll. Es gibt vermutlich viele Geschichten dieser Art, doch für mich ist das bisher die beste dieser Art. Tipps nehme ich gern entgegen.

 

Lob und Kritik

An einigen Stellen geht es dann doch zu langsam voran. Etwas, das auch in fünf Minuten adäquat hätte erzählt werden können, dauert dann fünfmal so lang. Das kommt in einzelnen Szenen, zieht sich aber nicht generell durch den Roman.

 

Die Kommunikation zwischen Grace und Rocky verläuft erstaunlich störungsfrei. Beide lernen recht schnell die Sprache des jeweils anderen, obwohl sie extrem unterschiedlich klingen. Außerdem gibt es kulturelle Unterschiede, aber die führen kaum zu Missverständnissen. Sie schließen sehr leicht und schnell Freundschaft. Einerseits finde ich das wunderbar, weil es zeigt, dass wir jemanden, der extrem andersartig und fremd von uns selber ist, ins Herz schließen können. Andererseits hätte ich mit mehr Problemen gerechnet. Ich entscheide, dass ich es in der Summe doch eher mag und positiv finde, während des Hörens hat mich das auch kaum gestört, eher in der nachträglichen Reflexion fällt es doch sehr auf. Außerdem habe ich beide Charaktere und vor allem ihre Freundschaft einfach zu sehr ins Herz geschlossen. Was soll's. Es ist ja kein Sachbuch, sondern "nur" Hard Science Fiction. Und es hat mich perfekt unterhalten.  

Diversität

Es geht in der B-Story im Kern und die Freundschaft zwischen Grace und Rocky und die beiden sind füreinander ja nun  mal extrem außerirdisch.

Das kann man schon als gelungenen Beitrag zu Diversität durchgehen lassen, zumal die Prämisse der B-Story für mich lautet:
"Dein bester Freund kann jemand werden, der sich sehr stark von dir selber unterscheidet."

Auch die Prämisse der A-Story hat für mich viel mit dieser Freundschaft zu tun: "Das Retten deines Freundes kann wichtiger sein als dein eigenes Wohlergehen."

Harte Fakten

Titel Der Astronaut 
geschrieben von Andy Weir 
übersetzt von Jürgen Langowski 
Erscheinungsjahr 2021 
Seitenzahl 550 
Länge Hörbuch 18 Std. 16 
eingesprochen von Richard Barenberg 
Original Twitter Tweet https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1443549770551906304 

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