Inhalt
Die Idee ist schon grandios: Ein Flugzeug gerät im März des Jahres in einen Hagelsturm und schwere Turbulenzen. Zunächst lerne ich als Leserin einige der Figuren näher kennen. Blake, den Auftragsmörder. Einen Schriftsteller. Einen krebskranken Mann. Einen Mann, der eine deutlich jüngere Frau liebt.
Im Juni taucht dasselbe Flugzeug erneut auf - und möchte am JFK landen. Mit absolut denselben Insassen. Die gibt es nun doppelt.
Natürlich lässt man ein Flugzeug unbekannter Herkunft nicht einfach am JFK landen und leitet es um - mit höchstmöglichen Sicherheitsmaßnahmen. Und die Passagiere behält man auch erst einmal zur näheren Betrachtung da.
Das Buch gewinnt an Fahrt, als die nichtsahnenden Passagiere aus dem Juni interviewt werden. Und einem davon (dem Auftragsmörder Blake) gelingt sogar die Flucht. Da er mit falscher Identität gereist ist, ist er auch nicht gerade leicht zu finden.
Anfangs ist der Roman interessant, einige der Figuren werden gut gezeichnet. Aber es dauert schon ein paar Stunden, bis endlich die phantastische Komponente so richtig reinhaut. Als es dann so weit ist, bin ich absolut gefesselt. Ich wünschte, das Buch würde fünfzig Stunden dauern.
Das mittlere Drittel hat mir am besten gefallen. Alles rund um das Flugzeug und die Unternehmungen und Überlegungen drumherum sind gut zu Ende gedacht und sehr spannend geschrieben. Natürlich ist es nützlich, dass man eine Handvoll der Figuren, die es nun doppelt gibt, schon von vorher kennt - aber es sind eben auch sehr viele Figuren. So konnte man natürlich viele Aspekte genauer untersuchen und im letzten Drittel auch zu Ende führen. Trotzdem hat mich das daran gehindert, zu den Figuren eine engere Beziehung aufzubauen.
Die Ideen, warum es zu der Anomalie kam, waren unterhaltsam. Die religiösen Aspekte haben in längeren Szenen eher genervt, auf diese hätte ich verzichten können. Einige Ideen, vor allem die zu China, haben mich sehr amüsiert.
Einordnung in Lese-Highlights des Jahres
Ich hatte ein anderes Buch erwartet, das ich lieber gelesen hätte. Aber dieses hier ist auch sehr gut. Ein Highlight des Jahres ist es sicherlich, aber nicht DAS Lese-Highlight des Jahres. Da wären bisher mindestens die Carmichael-Romane und Hologrammatica weiter vorn. Auch der Roman von Emily St. John Mandel und der Astronaut von Weir (Rezension folgt) haben mir besser gefallen.
Diversität
Der nigerianische Musiker "Slimboy" ist schwul. Im Rahmen dessen wird auch die schwierige Situation auf dem Kontinent Afrika, speziell in Nigeria, angerissen.
Darüber hinaus gibt es einige Schwarze Figuren (nicht nur der Nigerianer).
Harte Fakten
Titel | Die Anomalie |
geschrieben von | Hervé Le Tellier |
Verlag | Rowohlt |
übersetzt von | Ronny Ritte |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Seitenzahl | 301 |
Länge Hörbuch | 10 Std. 14 |
eingesprochen von | Camil Jammal |
Original Twitter Tweet | https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1439488829744889857 |
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