Inhalt
Ich habe ein Rezensionsexemplar erhalten und muss daher diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. In der Buchbesprechung habe ich natürlich meine ehrliche Meinung widergegeben - das merkt man sicherlich auch.
Nach einem wirklich guten Alternativwelt-Krimi (Teil 1), einem spannenden Roman rund um ein Hitler-Attentat (Teil 2) kommt nun der Abschluss der Carmichael-Trilogie und dieser ist nicht nur lesenswert und extrem spannend, sondern bietet auch ein absolut rundes Ende.
Auch in Band 3 wechseln sich zwei Perspektiven ab. Natürlich wieder Carmichael. Zehn Jahre nach Teil 2 ist er, wie schon am Ende des zweiten Teils angekündigt, der Chef der "Wacht". Die Wacht ist nichts anderes als eine Art britische Version der Gestapo.
Erneut wird personal erzählt, die Nähe zur Figur hat aber seit Band 1 stark zugenommen, was ich als sehr angenehm empfinde. Carmichael ist nach wie vor mit Jack zusammen, der offiziell als sein Diener gilt. Inzwischen sind die beiden Ende dreißig. Mithilfe der "inneren Wacht" verhindern er und einige eingeweihte Kollegen das Schlimmste und retten sogar nicht wenige Juden nach Irland.
Nach Roystons Tod in Band 2 hat Carmichael dessen Tochter Elvira quasi adoptiert und ihr die Ausbildung finanziert. Elvira hat die meiste Zeit in Internaten verbracht und weiß nichts von der Beziehung zwischen Jack und Carmichael. Von seinen Aktivitäten in der Inneren Wacht weiß sie erst recht nichts.
Elvira ist in Band 3 unser erzählendes Ich der anderen Kapitel. Gut ausgewählt und absolut überzeugend. Aufgewachsen in einem faschistischen England, stellt sie den Faschismus und die Judenfeindlichkeit zunächst nicht in Frage. Sie steht kurz vor ihrem Debüt vor der Queen (endlich habe ich mal umfassend verstanden, was es damit auf sich hatte) und wird zu Beginn des Romans bei einem außer Kontrolle geratenen Fackelzug irrtümlich verhaftet.
Die Autorin bringt ihre beiden Figuren in deutlich ernstere Schwierigkeiten als man es aus Band 1 und 2 gewohnt ist, was extrem zur Spannung beiträgt. Darüber hinaus haben beide Figuren im Verlaufe der Handlung sehr schwierige Entscheidungen zu treffen und nachvollziehbare Konflikte, um die ich sie nicht beneidet habe.
Viele Nebenfiguren aus Band 1 und 2 haben einen Kurzauftritt oder werden zumindest erwähnt. Auf den letzten achtzig Seiten konnte ich das Buch quasi nicht mehr weglegen. Jo Walton bringt die Trilogie zu einem würdigen, glaubhaften Abschluss und hat dabei einige wundervolle Ideen.
Eigentlich ist Elvira hier die Hauptfigur, da sie die eindeutig größere Entwicklung durchmacht - von der naiven Mitläuferin hin zu jemanden, die die Dinge nicht nur hinterfragt, sondern auch aktiv gestaltet.
Meine Begeisterung könnte kaum größer sein. Das einzige, was ich bedaure ist, dass die Geschichte nun zu Ende erzählt ist.
Ich biete noch einen schönen Vergleich aus dem Roman an:
"Mrs Maynard verzog das Gesicht wie ein Mops mit Koliken."
Diversität
Wie schon in den Rezensionen zu Band 1 und 2 erwähnt, spielt Homosexualität hier natürlich eine Rolle - Carmichael und auch einige andere Figuren sind schwul. Dies macht beispielsweise Carmichael erpressbar. Nicht alle Menschen in den UK haben Vorbehalte gegen Homosexualität, einige der Figuren verhalten sich da sehr tolerant.
Es wird deutlich klar gemacht, dass Elvira (zunächst) von Homosexualität befremdet ist, so bezeichnet sie eine Nebenfigur, von dessen Schwulsein sie erfährt als "pervers". Zunächst hält sie auch Juden für dreckig. Im Verlaufe der Handlung und der Charakterentwicklung ändert sich da einiges.
Harte Fakten
Titel | Das Jahr des Falken (Inspector Carmichael, Band 3) |
geschrieben von | Jo Walton |
Verlag | Golkonda |
Rezensionsexemplar | ja, danke dafür und für den äußert netten Kontakt zum Verlag |
übersetzt von | Nora Lachmann |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Seitenzahl | 300 |
Original Twitter Tweet | https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1438400191665688580 |
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