· 

Save the cat! writes a novel: The last book on novel writing you'll ever need - von Jessicy Brody

Inhalt

Manche Sachbücher machen einfach Spaß. 

Das ist genau das Buch zum Thema Schreiben, dass ich noch gebraucht habe. Ich habe quasi mitgeschrieben, also, das Wichtigste herausgeschrieben. Für Kurzgeschichten kann man auch etwas mitnehmen, aber eigentlich geht es um ausgewachsene Romane.

 

Empfohlen wurde es mir bei Twitter von Lucinda Flynn, die dort eine Kurzrezension angeboten hat.

 

Ich merke beim Lesen sogar, warum gewisse Stories von mir funktionierten und andere nicht, und, fast noch witziger: Warum gewisse Romane mir gefallen und andere nicht. 

Ja, es ist ein Buch übers Schreiben, aber ich glaube, das nützt mir sogar fürs Rezensieren. Ha! Perfekt!

 

Dieses Sachbuch bietet verschiedenes, einiges finde ich nützlicher als anders, aber zum Lesen macht alles Spaß.

 

Zunächst: Wie macht man Figuren sympathisch? Daher kommt das titelgebende "Save the cat!". Offenbar ist für die meisten Leser:innen jemand sympathisch, der eine Katze rettet. Selbstverständlich muss nicht in jeder Story erstmal eine Katze gerettet werden (wobei beispielsweise zu Beginn der "Hunger Games" genau das passiert), aber irgendetwas, das die Figur sympathisch macht, braucht man. Das unterstreiche ich voll, vor allem als Leserin.

 

Im nächsten, deutlich längeren Teil geht es um den Aufbau eines guten Romans. Das war schon deutlich neuer für mich. Es liest sich ein bisschen wie ein Rezept, aber eines, das sehr flexibel ist. Fürs Plotten ist das nützlich, aber auch "Drauflosschreiber:innen" wie ich haben etwas davon und können sich daran orientieren. Offenbar funktionieren auch viele Romane von Stephen King nach diesem Prinzip und der plottet ja bekanntermaßen nicht.

Brody gibt auch stets Beispiele aus klassischer und moderner Literatur. Es hilft, das ich einiges davon kenne.

 

Der Aufbau des Romans von "Opening Image" bis hin zu "Final Image" wird ausführlich beschrieben und beim Lesen wird mir klar, dass die meisten Bücher, die ich in diesem Leben sehr mag, in etwa diesem Aufbau folgen. Mehr noch, die Kurzgeschichten, mit denen ich bisher die beste Resonanz hatte, erfüllten ebenfalls einige dieser Punkte (wenn auch aufgrund ihrer Kürze niemals alle, ich denke, für Kurzgeschichten gelten etwas andere Regeln). Bisher hatte ich nur eine sehr vage Vorstellung von dem guten Aufbau einer Geschichte, jetzt ist das in meinem Kopf viel klarer. Und ich fühle mich durch die Lektüre auch nicht zum Plotten verpflichtet (als Bauchschreiberin), bin mir aber dennoch sicher, dass auch mir die Kenntnis dieses Aufbaus nützen wird. Vielleicht plotte ich sogar mal ein wenig.

 

Gut finde ich die Betonung darauf, dass die Hauptfigur fast immer zunächst eine falsche Lösung wählt. Ich nehme mal ein eigenes Beispiel, statt eines aus dem Buch aufzugreifen: Bei "Und täglich grüßt das Murmeltier" denkt der von Bill Murray gespielte Charakter Phil zunächst, die Lösung wäre, den Ort zu verlassen. Als das nicht klappt, denkt er, er müsse die Frau verführen. Erst am Ende, als er aus dem Tag das Beste macht, gelingt ihm der Ausbruch aus seiner Zeitschleife.

 

Richtig spannend fand ich noch mal die Aufteilung eines guten Show-Downs:

  • Gathering the team
  • Executing the plan
  • The High Tower Surprise 
  • Dig Deep Down
  • The execution of the new plan

Vor allem "The High Tower Surprise" - ich denke, sie nannte als Beispiel die zu rettende Prinzessin im hohen Turm, die sich dann als etwas anderes herausstellte - reizt mich sehr und mir (und einigen Twitter-Bekannten) fallen gleich ein paar prominente Beispiele ein, die euch spoilern würden, wenn ihr die Geschichte nicht kennt, also nenne ich die Titel mal nicht - wer es kennt, wird es erkennen: 

  • Richter Doom ist ein Toon!
  • Bruce Willis war die ganze Zeit tot!
  • Die verrückte Ehefrau des Mannes, den sie liebt, lebte die ganze Zeit auf dem Dachboden
  • Richter Wargrave hat seinen Tod nur vorgetäuscht (gilt nur für das Theaterstück und einige Verfilmungen)
  • Es war gar nicht seine Mutter, sondern er selbst mit Perücke (danke Jan)
  • Es waren nicht acht Personen in einem Motel. Er hat eine multiple Persönlichkeit (danke Claudia)
  • Brad Pitt war nur in seinem Kopf, er hat in der Szene mit sich selber gekämpft (danke, Tino)
  • Luke, ich bin dein Vater (danke, Diana - wobei das Beispiel häufiger kam)
  • Es sind nicht die anderen, die spuken, sondern du und deine Kinder sind tot und spukende Geister (danke, Diana)

Mehr Ideen und Beispiele bei Twitter (aber Vorsicht, alles voller Spoiler!), einige Twists sind sich in der Kurzbeschreibung nur recht ähnlich, weil recht oft Leute sich als tot, lebendig oder schizophren (o. ä.) herausstellen.

 

Außerdem gibt es gegen Ende extrem gute Tipps, das Buch zu pitchen, Mini-Klappentexte zu erstellen. Das wird mir noch sehr helfen!

 

Es macht viel Spaß, dieses Buch zu lesen und noch mehr Spaß macht es, danach beim Lesen (und auch beim Schreiben) diese Muster wiederzuentdecken oder auch absichtlich zu befolgen. Ich habe gleich für die Kurzgeschichte, an der ich gerade mit einer Co-Autorin schreibe, eine Idee gehabt, die das Ganze viel runder machen. 

Ein sehr lohnendes Buch. 

Harte Fakten

Titel Save the cat! writes a novel: The last book on novel writing you'll ever need 
geschrieben von Jessica Brody 
Erscheinungsjahr 2018 
Seitenzahl 311 
Original Twitter Tweet  

Kommentar schreiben

Kommentare: 0