Inhalt
Das Spannende an diesem Teil der Trilogie ist, dass die Zivilisation eben noch nicht völlig verloren ist - wenn auch Teile von New York bereits von Vampiren übersät sind. Die ersten drei Stunden dieses Hörbuchs hätte man stark zusammenkürzen müssen. In Teil 1 war alles szenisch und es gab keine langweiligen, narrativen Zusammenfassungen. Das kommt leider jetzt, offenbar, weil die Autoren meinen, sie müssten die Leser:innen einsammeln, die Teil 1 nicht kennen. Aber auch das hätte man anders lösen müssen. Aber nachdem der Anfang geschafft ist, ist die Qualität wieder gewohnt hoch, es gibt ausreichend viel Action und Spannung und die Figuren gewinnen deutlich mehr Konturen als bereits in Teil 1 geschafft. Der zweite Teil macht einfach nur Spaß - sofern man auf die Apokalypse steht.
Nur noch wenige Polizisten, kaum noch Taxis, Ampeln funktionieren zum Teil noch, aber kaum Fußgänger in Manhattan. Es gibt Strom, aber es ist unzuverlässig. Handy-Empfang kann man vergessen, aber Festnetztelefoniere funktionieren noch. Die Postapokalypse im Werden, sehr spannend, sonst ist das oft so "an oder aus"-mäßig, die Ereignisse sorgen viel rascher für den Zusammenbruch. Diese Allmählichkeit finde ich spannend und realistisch.
Es kommt eine Nebenfigur ins Spiel, der ehemalige Schauspieler und Wrestler Angel. Angel wohnt in New York, stammt ursprünglich aus Mexiko und hatte dort mal eine große Bekanntheit. In seinen Filmen spielte er stets einen Vampirjäger. Daher hat er - auch wenn er heutzutage mit über sechzig etwas leichter aus der Puste kommt - eine gewisse Routine beim Kämpfen gegen die Ungeheuer. Allzu passend ist dann auch, dass er ziemlich bald Gus und seinen neuen Mitstreitern in die Arme läuft. Herrliche Vorgeschichte von Angel, außerdem hat er ein paar sehr schöne Szenen.
Sehr spannend finde ich, dass es noch immer rudimentäre Infrastruktur und Diskussionen gibt. Die Zivilisation ist angeschlagen, aber noch nicht weg. Das vermisse ich oft in anderen postapokalyptischen Romanen, in denen quasi über Nacht der Strom aus ist, das Internet weg und Radio und Fernsehen tot. Dadurch, dass die Vampire Schwierigkeiten damit haben, fließendes Gewässer zu überqueren, betrifft es eben erst einmal nur Teile von New York. (Was - kleiner Spoiler - weltweit generell Vorteile für Inselvölker mit sich bringt.)
Teil 1 hat mich vor allem durch seine gute Recherche und die Authentizität auf dem Flughafen und beim Untersuchen der Leichen voll überzeugt. In Teil 2 werden dann rasant Vampire gejagt, aber nie nehmen die Action-Szenen überhand, stets gelingt den Autoren hier die richtige (nun, für mich richtige) Portion. Dazu kommt die Jagd nach einem sehr wichtigen Buch, mit dessen Hilfe Setrakian und die anderen Held:innen hoffentlich den abtrünnigen Vampir, der hier so viel Ärger macht, besiegen könnten. So besteht der Showdown eben nicht nur aus züngelnden Vampiren und Silberschwertern, sondern bietet auch noch etwas Abwechslung bei der Spannung während einer ereignisreichen Auktion in einem nahezu postapokalyptischen New York.
Die Figur Nora erhält auch in Teil 2 deutlich mehr Profil und ist nun alles andere als flach. Alleine schon jene Szenen, in denen sie mit Ephs Sohn Zack und ihrer eigenen, sehr dementen Mutter zu fliehen beginnt und ihr klar wird, dass sie nicht beide retten können wird, schreibt Konfliktgeschichte.
Gus erhält einige sehr gute Szenen, Angel sowieso und auch der Kammerjäger Vassili gewinnt deutlich an Konturen. Herrlich! Ich mag es auch, wenn mehrere Parteien mit ähnlichen Zielen unterwegs sind, die sich dann irgendwann endlich begegnen. Beim Lesen bzw. Hören freue ich mich schon auf die Verfilmung. Viel muss man ja nicht mehr ändern, um ein gutes Drehbuch zu haben, so plastisch und actionreich, wie es beschrieben ist.
Am Ende passieren einige Dinge, die ich bedenkenlos als verdammt gute Idee für eine Vampir-Apokalypse bezeichnen kann. Beängstigend logisch, wenn auch diese Dinge ein sehr postapokalyptisches und nicht sehr lebenserfreuliches Setting für Band 3 erwarten lassen. Den ich natürlich umgehend besorgt habe.
Das Hörbuch
Wie schon in der Rezension zu Teil 1 erwähnt, ist David Nathan eine tolle Wahl. Allerdings könnte die Lesepause zwischen den Kapitel gern mal eine Sekunde länger dauern, ich werde manchmal von den Kapitelwechseln etwas überrascht.
Diversität
Es gibt einen Haufen Latinos, allen voran die Mexikaner Gus und Angel, einer meiner Lieblings-Nebenfiguren. Irgendwie nicht so überraschend, wenn man del Toros eigenen kulturellen Hintergrund beachtet.
Angel ist etwas betagt und außerdem übergewichtig.
Harte Fakten
Titel | Das Blut (The Strain 2) |
geschrieben von | Guillermo del Toro und Chuck Hogan |
übersetzt von | Alexander Lang |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Seitenzahl | 401 |
Länge Hörbuch | 12 Std. 6 |
eingesprochen von | David Nathan |
Original Twitter Tweet | https://twitter.com/Rezensionsnerd1/status/1416290781472731145 |
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