Brandwache von Connie Willis (Novelle)

Als Einstieg in Connie Willis' Prosa würde ich es nicht unbedingt empfehlen, da ich "Die Jahre des schwarzen Todes" deutlich besser fand. Sicher finde ich demnächst auch mal etwas kürzere von dieser Autorin, das sich als Einstieg gut eignen.

Für jene von uns, die den Roman um Dunworth und Kivrin genossen haben, gibt es ein schönes Wiedersehen mit den beiden im Oxford circa im Jahre 2040, wenn auch diesmal nicht Kivrin, sondern ihr Mitbewohner, der hier als Ich-Erzähler fungiert, hier auf Reisen geht. Er geht für sein obligatorisches Zeitreisepraktikum zur Prüfungsvorbereitung nach Oxford, zur Brandwache während des Blitzkriegs, 1940.

Am spannendsten für mich war das Miteinander des Erzählers mit dem Kater, den er im Oxford hundert Jahre vor seiner Zeit begegnet: Denn er kennt aus seiner Zeit keine Katzen. Er kennt sich sogar so wenig aus, dass er nicht weiß, dass Katzen wasserscheu sind, was für eine Art milden Humor sorgt. Der Erzähler verdächtigt einen Kollegen, für die Nazis zu spionieren - dieser wiederum macht sich seine eigenen Gedanken um den seltsamen neuen Kollegen, der nicht einmal weiß, wie man eine Katze fängt. 

Es ist nur eine recht kurze Novelle, die Atmosphäre bleibt hier daher etwas auf der Strecke, auch die Charaktere werden nicht bis ins Letzte ausgeleuchtet. Der Plot ist gut, die Moral vielleicht ein wenig zu vorhersehbar, doch mir fehlt es dann doch an Tiefe und guten Gedanken sowieso Szenen, die in Erinnerung bleiben. Da aber "Die Jahre des schwarzen Todes" so einiges von alldem zu bieten hatten, werde ich die Autorin weiter verfolgen und schauen, was ich noch von ihr finde, auf dem Riesenstapel an alten Heyne-Anthologien zum Beispiel, die zurzeit in meinem Arbeitszimmer herumliegen.