Weltenportal - Das Magazin herausgegeben von Christoph Grimm

Das (meines Wissens nach) frischeste deutschsprachige Phantastikmagazin ist kostenlos und die erste Ausgabe ist vor ein paar Tagen erschienen. Es  enthält acht Kurzgeschichten, einen nützlichen Artikel (BWL für Autoren: Buchmarketing), drei Interviews, dazu Informationen über Neuerscheinungen und Rezensionen. Genau mein Ding also.

Die erste Ausgabe ist von der Zusammenstellung her und auch visuell sehr ansprechend. Der Fokus ist etwas weiter als z. B. bei Nova oder Exodus (SF) oder der Zwielicht (Horror), hier ist man auch für High Fantasy offen.

Einige der Kurzgeschichten sind aus dem Fantasy-Bereich, da traue ich mir keine Rezension zu, da ich in der Regel Schwierigkeiten habe, einen Zugang zu Fantasy zu finden. Interessanterweise habe ich gerade bei Franz Rottensteiner ("Im Labor der Visionen: Anmerkungen zur phantastischen Literatur") gelesen, dass Fantasy sich im deutschsprachigen Raum deutlich besser verkauft als Science Fiction, also stehe ich damit wohl recht einsam da.

"Geburt" von Nele Sickel ist Science Fiction pur und die gelungene Pointe bleibt stark in Erinnerung. Ihr Roman, "Nachbarn" klingt sehr interessant und als sei er nach meinem Geschmack. Er spielt im Jahr 2320 und es geht um Schwestern. Mit 260 Seiten ist er auch nicht so lang, was ja auch manchmal ganz nett ist.

"Die Tri-Aringer-Spiele" von Jörg Fuchs Alameda hat mich richtig weggehauen, und das, obwohl das Genre wohl eher so eine Art "Science Fantasy" ist; es kommen Außerirdische und auch außerirdische Tiere vor. Die Protagonistin Josefine nimmt an Wettkämpfen mit einem Arinoross namens Möhre teil. Und das, obwohl Menschen im Gegensatz zu anderen teilnehmenden Spezies keine telepathische Kräfte haben.

Zugegeben, es ist recht phantastisch und ich habe eine Weile zum Reinkommen gebraucht. Doch ich las einfach immer weiter, lies mich auf die Geschichte ein und es hat mich voll erwischt. Ich war sogar so drin, dass mir am Ende tatsächlich die Tränen kamen. Die Story hat mich voll abgeholt. Tolle Botschaft!

In "Edition 9" hat Stefan Lammers es dann geschafft, etwas originelles über Vampire zu schreiben. Das ist heutzutage auch nicht mehr ganz so einfach. 

Außerdem dabei ist "Die Kündigung" von Anja Hänel (mit einer Pointe, die mich sehr gefreut hat, weil ich die ganze Zeit meinte zu wissen, was die Bedeutung des Titels sei und es dann doch anders kam), "Silberklang" von Anna Eichenbach, Tyragar von Vaire J. Variz, "Es ist nicht leicht, der Böse zu sein" von Manuel Otto Bendrin und "Ausserordentliche Plenarsitzung des Geziefers vom Labrador" von Peter Biro.

Sehr nützlich fand ich den Artikel "BWL für Autoren: Buchmarketing" von Annie Waye. Nicht für diejenigen von uns, die im SP veröffentlichen, auch für jene, die ihr Werk bei einem Verlag untergebracht haben, ist das nützlich. Hier gibt es den ersten Überblick auf drei Seiten.

Am Ende des Hefts folgen drei Interviews mit Sebastian Schaefer, Christina Hiemer und Ulli Perhonen. Ich finde es sehr positiv, dass hier deutschsprachige Autor:innen befragt werden und keine aus den USA oder Großbritannien oder hier die drölfzigste Abhandlung zu einem us-amerikanischen Autor kommt, der ggf. bereits seit einigen Jahrzehnten tot ist. Zwar genieße ich auch solche Artikel durchaus mal, aber von einem frischen deutschsprachigen Magazin erhoffe ich mir eben doch, dass es der deutschsprachigen Szene eine Stimme gibt und zwar hoffentlich nicht nur den wenigen Bestseller-Autoren, die eh schon die meisten kennen. Diese drei habe ich nämlich noch nicht gekannt.

Ein langer Rezensionsteil folgt, und wer mich kennt, weiß, dass ich extrem gern Rezensionen lese, selbst von Büchern, die ich schon gelesen habe oder, noch schlimmer, von denen ich entschieden habe, dass ich sie auch gar nicht lesen möchte.