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2001: Odyssee im Weltraum von Arthur C. Clarke

Inhalt

Man findet wohl kaum jemanden, der den Kubrick-Film nicht kennt. Jedenfalls niemanden in meinem Alter. Doch hier haben wir jemanden, auf den folgendes zutrifft:

  • In meinem Alter
  • Kennt Film nicht
  • Hat Buch gelesen

Ich habe tatsächlich das (sehr schmale) Buch gelesen und kenne von dem Film nur die ersten Minuten, die Szene, in der die affenähnlichen Menschen zu klassischer Musik abgehen. Die Wende zu einem schwerelosen Mann im Raumschiff habe ich damals irgendwie nicht verkraftet und habe ausgemacht / bin weggegangen (zu lange her, erinnere mich nicht). Das werde ich nun wohl mal nachholen.

 

Da ich davon ausgehe, dass die grobe Handlung des Romans bekannt ist, werde ich mich hier mit Spoilern mal nicht zurückhalten. Eine klassische Rezension hat die Odyssee im Weltraum eh nicht mehr nötig, betrachten wir das hier also als subjektives Review.

 

Endlich rentiert sich auch das, was ich mir schon im Sommer 2020 vorgenommen hatte, als ich feststellte, dass ich mit einigen SF-Stories inhaltlich nicht klarkam. Seitdem habe ich einiges an SF-Kurzgeschichten, Klassikern und einigen neuen Sachen gelesen und siehe da: Beim Lesen der Odyssee im Weltraum entdecke ich dann Vertrautes und Bekanntes wieder - wenn auch das meiste davon, weil ich mittlerweile knapp vier Bände der Expanse-Reihe kenne. Sei es das Beschleunigen bei mehr als einem G, der andere Körperbau von Menschen, die auf dem Mond aufgewachsen sind oder die Eigenschaften von Raumschiffen, die keiner Atmosphäre ausgesetzt sind, die - sagen wir mal - etwas "flötiger" gebaut werden dürfen. 

 

Clarke geht hier geschickter vor als die halbes dutzend zeitgenössischen Romane der Sorte Space Opera, die ich in den letzten Monaten abgebrochen habe. Auch er steckt ziemlich viel Informationen in seinen Text, aber es ist gut gemacht. In anderen Romanen habe ich oft schon auf Seite 2 einen Wust an Informationen mit vielen Zahlen und Erklärungen, noch bevor mich die Handlung zu interessieren begonnen hat. Clarke bringt seine Fakten geschickt an mich als Leserin heran und lässt beispielsweise in Teil 2 ein achtjähriges Mädchen auftauchen, das ein bis zwei Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen darf, bevor ihr Körperbau beschrieben wird, denn sie hat den Mond noch nie verlassen.

 

Insgesamt ist der Aufbau des Romans allerdings schon sehr abgefahren. Teil 1 spielt, bevor Menschen begonnen haben, Waffen und Werkzeuge zu benutzen, als sie Pflanzen sammelten und ständig vom Hungertod bedroht waren. Auch das ist gut erzählt, mittels einer nahezu personalen Perspektive von "Mond-Schauer", einem erwachsenen Frühmenschen, der gleich in der ersten Szene seinen Vater tot auffindet. Mond-Schauer bleibt mir fremder als die meisten Figuren, deren Schicksal ich in Büchern verfolge. Doch interessiert er mich genug, um weiterzulesen, als er dann den Monolith findet, Visionen hat und schließlich beginnt, Waffen zu benutzen und Tiere zu erlegen (sehr blutiges Essen und ziemlich roh...). Abgesehen mal davon: Der Plot ist spannend und originell.

 

In Teil 2 lerne ich dann Dr. Floyd kennen. Er ist auf den Weg zu Mond, der unter Quarantäne steht. Etwa eine Art Epidemie? Nein, im Tycho-Mondkrater wurde ein Monolith gefunden, der TMA-1. Drei Millionen Jahre alt. Außerirdischer Herkunft? Es bleibt spannend.

 

Ab dem dritten Teil sind wir dann endlich in dem Schiff Discovery, das unterwegs Richtung Jupiter und später Saturn ist, mit fünf Besatzungsmitgliedern, Poole und Bowman und die anderen drei davon im Kälteschlaf. Und der berühmten KI HAL. Es kommt zu einem Konflikt zwischen HAL und den menschlichen Besatzungsmitgliedern. Erst später erfährt dann Bowman den wahren Grund der Mission: Er ist unterwegs zu TMA-2.

 

Es gibt sogar ganz feinen Humor, hier zwei Beispiele:

 

[Als Poole draußen an der Discovery etwas reparieren muss:] Dann murmelte er ironisch: "Bei Öffnen der Plombe durch unbefugte Personen verliert die Garantie des Herstellers ihre Gültigkeit"

 

Jemand hatte vorausgesagt, dass die Erde eines Tages - wie Saturn - einen Ring besitzen würde, allerdings aus verlorenen Bolzen, Nieten, Klammern und Werkzeugen bestehend, die nachlässigen Raumarbeitern davongeschwebt waren.

 

1968? Es ist erstaunlich, wie gut der Roman gealtert ist. Ich hätte damit nicht gerechnet. Am spannendsten ist für mich eindeutig jene Passage, in der HAL ganz offensichtlich das Schiff sabotiert und dies immer mehr durchkommt, bis hin zum Mord, um seine Taten zu verschleiern. Bowman gerät hier wirklich in größtmögliche Schwierigkeiten und schlägt sich sehr gut. Der sehr phantastische Schluss war mir zu konkret und entsprach nicht ganz meinem Geschmack. Das dämpft aber kaum mein Lesevergnügen. Von Clarke werde ich mir zukünftig noch mehr anschauen, vielleicht vorzugsweise Kurzgeschichten und Erzählungen, um seine Ideen zu genießen. 

Harte Fakten

Titel 2001: Odyssee im Weltraum 
Autor*in Arthur C. Clarke 
Erscheinungsjahr 1968 
Seitenzahl  

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