Inhalt
Nachdem ich von Band 1 und 2 begeistert war und beide jeweils besser finde als die ebenfalls großartige Serie, möchte ich in Band 3 einige Abstriche machen.
Zunächst vermisse ich die Politikerin Avasarala und die marsianische Marine-Soldatin Bobby sehr, die in Band 2 zu Wort gekommen sind und n der Serie weiterhin große Rollen spielen. Auch in Band 3 gibt es vier Perspektiven:
James "Jim" Holden
Holden ist in den Büchern sowie in der Serie die Hauptperson und der einzige, der in jedem Band zu Wort kommt. Obwohl er sicherlich nicht mein Lieblingscharakter ist (sowohl Amos, als auch Naomi und Bobby sind mir lieber, in den Büchern auch Avasarala), bin ich froh, wenigstens einen alten Bekannten dabei zu haben, eine vetraute Sichtweise.
Carlos de Baca "Bull"
Es ist diese Perspektive, die mich am meisten stört. Das hat natürlich damit zu tun, dass ich die Serie gesehen habe, bevor ich die Bücher zu lesen begann. Bull gibt es in der Serie gar nicht. Er arbeitet für die APP (in der Serie OPA) arbeitet und auf der Behemoth (dieses riesige Generationenschiff, das ursprünglich den Mormonen gehörte) nur deshalb nicht das Kommando hat, weil er Erder ist. Stattdessen ist Ashford der Kapitän. Der Konflikt zwischen Ashford (der in der Serie weniger nervig und deutlich ambivalenter war, im Buch aber nur schlechte Entscheidungen zu treffen scheint) und Camina Drummer fehlt. In der Serie ist es auch Drummer, die Bulls Rolle einnimmt. Drummer wird auch in den Büchern vorkommen (so sagte man mir), aber später. Ich habe sie hier sehr vermisst und wurde alleine schon deshalb mit ihr nicht warm. Einiges, das Drummer in der Serie zustieß, erlebt hier Bull, aber nicht alles. Der Konflikt in der Serie, dass Drummer mit Naomi befreundet ist, aber gezwungen ist, auf das Schiff zu feuern, in dem diese sich befindet, fehlt ebenfalls. Viel fehlen und ich bekomme zum Ausgleich irgendwie nur einen Kerl, mit dem ich nicht so recht warm werde.
Anna Volovodov
Die russische Pastorin, die sich für die Expedition von Frau und Tochter trennt, hat mich schon mehr begeistert. Zwar gibt es auch hier enorme Unterschiede zur Serie, allen voran, dass Anna keinerlei Beziehung zum UN-Boss hat, aber das stört mich nicht. Annas Erlebnisse auf dem Weg zum Ringtor und vor Ort sind spannend genug, der Charakter hat einige sehr gute Momente und ist insgesamt sympathisch und sehr beherzt.
Ein sehr spritziger Dialog findet zwischen einem Soldaten und Anna statt:
[Anna:]"Ich bin weggelaufen, bis sie einen Anfall hatte, und dann habe ich sie auf einen Stuhl geklebt. Das war nicht sehr heldenhaft"
[der Soldat:] "Ich bekomme eine Medaille, weil ich in ein Druckschott gefallen bin und einen Arm und ein Bein geopfert habe, um sieben Crewmitglieder davor zu retten, in einem leck geschlagenen Teil des Schiffs gefangen zu werden. Ich war dabei bewusstlos, aber das scheint keine Rolle zu spielen. Heldentum ist ein Etikett, das die meisten Leute für Dinge bekommen, die sie nie tun würden, wenn sie gründlich nachgedacht hätten."
Melba Koh (Clarissa Mao)
In der Serie kam es mir vor, als sei Clarissa die große Schwester von Julie Mao, hier ist sie die jüngere Schwester. Doch das sind nur Details. Insgesamt ähneln sich die Schicksale in Serie und Buch sehr. Es ist spannend, die Perspektive von Holdens Gegenspielerin zu erleben. Auch wenn ich die Motivation von Clarissa nie teile und nicht wirklich auf ihrer Seite bin, wirkt sie doch nachvollziehbar und sehr echt. Da sie ja - zumindest in der Serie - später noch eine größere Rolle spielt, habe ich diese Perspektive zeitweise am meisten genossen.
Handlung
Es ist durchaus spannend. Einiges aus dem Hintergrund von Naomi und Amos wird angedeutet (wer die Serie kennt, ahnt, worum es geht), das aber zum Handlungszeitpunkt des dritten Bandes noch nicht thematisiert wird. So wird für die Leser:innen ein Anreiz gesetzt, dabei zu bleiben.
Das Protomolekül hat einen Ring gebaut. Durchfliegt man diesen zu schnell, ist man Matsche. Daher wird die Zone dahinter auch "die langsame Zone" genannt. Miller (oder etwas, das wie der tote Detective von Ceres aussieht) spricht mit Holden und überzeugt ihn, zu einer Station im Ring zu fliegen. Hier kommt es zu einer Konfrontation mit marsianischen Soldat:innen (leider ohne Bobby), mit tödlichen Konsequenzen für viele der Nebenfiguren, die ebenfalls durch den Ring geflogen sind.
Ich habe Band 3 nicht ganz so rasch gelesen wie die ersten beiden, aus oben genannten Gründen. Ich hoffe und denke aber, dass Band 4 mir wieder besser gefallen wird. Band 4 habe ich dann wieder als Hörbuch besorgt - und immerhin im Prolog gibt es da ein Wiedersehen mit Bobby.
Harte Fakten
Titel | Abaddons Tor: Expanse Band 3 |
Autoren | James S. A. Corey |
Erscheinungsjahr | 2013 |
Seitenzahl | 624 |
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