Calibans Krieg: The Expanse-Serie 2 von James S. A. Corey

Den ersten Teil hatte ich gelesen, den zweiten als Hörbuch genossen. Im ersten Teil wechselten sich zwei Perspektiven ab, der Gürtler Detective Miller und James Holden, den man als Hauptprotagonisten der gesamten Reihe bezeichnen kann (jedenfalls, so weit die Fernsehserie geht, die Buchreihe habe ich ja noch nicht durch). 

Im zweiten Teil kommen neben James Holden drei völlig neue Charaktere zu Wort:

Die UN-Politikerin der Erde, Avasarala. Eine circa siebzigjährige Buddhistin, verheiratet, zwei Kinder (Sohn verstorben, Tochter inzwischen verheiratet mit Kindern). Extrem intelligent, eher schon gerissen. Es macht viel Spaß, ihren Gedanken und Aktionen zu folgen. Trotz großer Schwierigkeiten und mächtiger Gegner bewegt sie sich sehr sicher und überlegt. Eine imposante Frauenfigur, deren größte Waffe ihre Cleverness ist. Außerdem sind ihre Ziele, wie den Krieg zu verhindern und ihre Mittel, um das zu erreichen, sehr sympathisch. Im Buch mag ich sie sogar noch lieber als in der Serie. Es macht einfach Spaß, in ihren Kopf zu gucken.

Bobby Draper, die marsianische Soldatin. In der Serie habe ich eine Weile gebraucht, bis mir Bobby sympathisch wurde. Zu unentspannt wirkte sie dort. Im Buch geht das schneller. Bobby verliert durch den Angriff eines zunächst unbekannten Monster-Gegners auf Ganymed ihr gesamtes Team und wird dann als Zeugin zur Erde verfrachtet. Dort stellt Avasarala sie in ihren Dienst. Die Dynamik zwischen den beiden ungleichen Frauen, die sich jedoch sehr respektieren, ist interessant und alleine für sich schon eine tolle Geschichte. Obwohl sie eigentlich verfeindeten Lagern angehören, haben sie dasselbe Ziel und ganz unterschiedliche Stärken. Bobby ist ein Profi, eine Kampfmaschine. Wenn sie dann auch noch ihren speziell angefertigten Anzug hat - sie sagt selber: "Mit diesem Anzug bin ich eine Superheldin."

Der Botaniker Prax verliert im Gewimmel der einstürzenden Spiegel in seinem Zuhause auf Ganymed seine Tochter Mei. Seine Sorge ist umso größer, da Mei an einer Immunschwäche leidet und regelmäßig Medikamente braucht. Obwohl er im Chaos auf Ganymed Hunger leidet und keinerlei Unterstützung erhält, gibt er nicht auf. Durch Zufall begegnet er James Holden und seinem Team. Er erkennt Holden aus seinen Videobotschaften wieder und wendet sich hilfesuchend an ihn. James ahnt, dass das Verschwinden von Mei und einigen anderen Kindern mit dem Protomolekül zu tun haben könnte und willigt ein, Prax bei der Suche zu helfen.

Auch der zweite Teil bietet viel Spannung, ausreichend Humor und Action. Das Buch ist einen Tick besser als die Serie. Aber die Serie erst zu schauen und dann die Bücher zu lesen und für jene Leser:innen, die sich mit Weltraumspektakeln noch nicht so gut auskennen, ein sehr guter Weg. 

Außerdem bietet der Roman zwar vier Perspektiven, ist aber trotzdem dadurch eingeschränkter als die Serie, die alles zeigen kann, was sie möchte. Die gesamte Nebenhandlung um Admiral Souther wird im Buch quasi nur "im Off" erzählt. Wir können nicht in seinem Raumschiff dabei sein, als sich einige gegen ihn wenden und ihn ausschalten wollen, weil er auf Avasaralas Seite ist und den Krieg verhindern möchte. Da niemand der vier Erzähler:innen bei ihm ist, kann das im Roman auch nicht erzählt werden. Das ist sehr schade, da ich diese Nebenhandlung in der Serie sehr spannend fand. Vermutlich werde ich die Serie erneut anschauen, wenn ich die Buchreihe durch habe. Der dritte Teil liegt schon bereit.

Sprecher

Es ist einer jener Sprecher, bei denen ich sofort weiß, wer spricht. Und das durch recht leichte Veränderungen der Stimmlage. Vor allem Amos und Avasarala kann ich sofort identifizieren. Ich empfinde den Sprecher als sehr angenehm und werde wohl mal wieder einen Expanse-Teil als Hörbuch hören. Teil 3 hingegen habe ich wieder aus der Bibliothek ausgeliehen. Lesen geht einfach schneller.