Inhalt
Zugegeben, so irre viele Bücher japanischer Autor:innen habe ich nicht gelesen. Lediglich 1Q84 von Haruki Murakami und der Graben von Kôji Suzuki.
Yasuko könnte eigentlich eine interessante Figur sein. Früher als Bardame gearbeitet, Alleinerziehung mit siebzehnjähriger Tochter Misato, getrennt vom Vater dieser Tochter und danach erneut verheiratet und erneut getrennt. Nun arbeitet sie in einem Bento-Imbiss. (Bento ist Essen zum Mitnehmen, übrigens netter Japan-Flair.)
Wir erfahren recht bald, dass ihr Nachbar, der geniale Mathematiker Ishigami, in sie verliebt ist und daher stets sein Bento bei ihr kauft. Als Yasuko und ihre Tochter Misato am Abend von ihrem Exmann Togashi bedrängt werden, greift Misato diesen an. Dieser wehrt sich, es kommt zu einer Auseinandersetzung, in Folge derer Yasuko ihren Exmann erwürgt. Wenn nicht Notwehr, dann war das meiner Meinung nach aber kein Mord, höchstens Totschlag. Es wird aber dennoch konsequent im weiteren Verlauf des Romans Mord genannt. Ist das so eine Japan-Sache?
Der Nachbar Ishigami bekommt dies mit und und bietet seine Hilfe an. Da hätte ich das Buch schon fast abgebrochen, weil die Personen mein Interesse nicht ausreichend erregt hatten, aber Ishigamis mathematische Art und Weise, an das Problem heranzugehen, hat mich dann doch interessiert.
Bald wird ein Toter am Fluss gefunden, der nur anhand von Fingerabdrücken an dem gestohlenen Fahrrad identifiziert werden kann, mit dem er offenbar unterwegs war. Sein Gesicht ist zertrümmert, seine Fingerkuppen versengt. Die Polizei meldet sich auch rasch bei Yasuko und überprüft ihr Alibi. Einer der Polizisten ist mit Dr. Yukawa, einem Physiker, befreundet und dieser kennt Ishigami von früher. Yukawa beginnt, eigene Ermittlungen und Überlegungen anzustellen. Währenddessen fragt sich Yasuko, ob es so schlau gewesen ist, sich ganz der Gnade ihres Nachbarn auszuliefern.
Es folgen einige überraschende Wendungen und mindestens eine richtig gute Idee - aber der Plot bleibt für mich ein Konstrukt, den ich nicht ganz schlucken kann, außerdem bleiben die Figuren für mich sehr oberflächlich. Die Übersetzung ist durchzogen von sprachlichen Floskeln, wie es im Original ist, kann ich nicht beurteilen. Es gibt fast nur Action und Dialog, kaum wird mal ein Setting oder eine Person etwas näher beschrieben, es werden kaum Sinne angesprochen, nicht einmal der visuelle Sinn.
Gefallen hat mir der Bezug zu Mathe und Naturwissenschaften, fast am besten die Überlegungen von Ishigami und Yukawa zum P-NP-Problem.
Wer gern Krimis liest und hier mal über den Horizont schauen möchte, dem kann ich das Buch ruhig empfehlen, zumindest, wenn man es so wie ich in der Bibliothek bekommen kann. Es ist nicht dick und man kann es schnell an einem Wochenende durchlesen. 11 Euro hätte ich dafür aber nicht ausgegeben.
Harte Fakten
Titel | Verdächtige Geliebte |
Autor | Heigo Higashino |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Seitenzahl | 320 |
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