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Tintenherz von Cornelia Funke

Harte Fakten

Titel Tintenherz 
Autor*in Cornelia Funke 
Erscheinungsjahr 2003 
Seitenzahl 576 

Inhalt

Ein Kinderbuch?

Warum lese ich nun ein Kinderbuch ganz für mich alleine? Schließlich lese ich genügend Kinderbücher vor, nämlich unserem älteren Kind. 

 

"Könnte das nicht ein Buch für K1 sein?" fragte mich jemand. Er habe den Film gesehen und er könnte sich vorstellen, dass sie es mögen würde.

Hm. Ab elf. Harry Potter ist ab acht, davon ist sie begeistert, aber auch dort ist nach Teil drei dann erst einmal Schluss.

 

Ich las das erste Kapitel von Tintenherz mit ihr (Leseprobe) und sie mochte es. Dann fragte ich doch mal bei Twitter - zweimal.

Ich erhielt unter anderem folgende Antworten (frei paraphrasiert):

  • generelles Nicht-Empfehlen (egal für wen)
  • Nicht so früh lesen, weil die Charaktere grauer sind und nicht so märchenhaft
  • Noch nicht lesen: Das Ende sei heftig
  • OK: keinesfalls grausamer als HP und insgesamt eh schöner
  • beklemmend. Selbst für Elfjährige. Erst recht Teil 2 und 3
  • Nein. Viel komplexer als HP
  • Geht mehr an die Nerven, weil es echter wirkt, nur geringes Fantasy-Level
  • Teil 1 ginge. Teil 2 und 3 zu blutrünstig
  • HP und Tintenherz auf einem Niveau, beides toll
  • Da das Kind ja Momo und Ronja kennt, geht auch Tintenherz
  • Keinesfalls, hätte mich selbst als Teenager noch gegruselt!

Sehr unterschiedliche Antworten, wenn auch die Tendenz eher zu "lieber noch nicht" geht. Ich würde das auch unterschreiben. Eine pfiffige Neunjährige mit guten Nerven kann das bestimmt lesen, aber keine, die straff auch sechs zugeht, auch nicht unser lese-erfahrenes Kind. 

 

Warum nicht? Ich würde das mit dem geringen Fantasy-Level unterschreiben. Bei HP (sie kennt bisher die ersten beiden Teile) bedrohen sie sich mit dem Zauberstab. Oder schlimmstenfalls einem Basilisken. Das gibt es alles nicht. In Tintenherz bedrohen sie sich mit Messer und Feuer. Wie im echten Leben. 

Die Figuren sind ambivalent. Klar, Capricorn ist klar böse. Basta ist zwar böse, hat aber Schwächen, die ihn sehr menschlich machen. Staubfinger ist gut, aber nicht komplett zuverlässig. Eigentlich ist das ein Buch genau nach meinem Geschmack: wenig schwarzweiß, plastische Figuren, einige tolle Ideen, super Setting, genau die richtige Portion Beschreibungen und ein passabler Plot (hier und da hätte ein wenig Straffen nicht geschadet).

Weit über dem Niveau, was ich sonst so von Cornelia Funke vorgelesen habe. (Wobei sie so viele Bücher geschrieben hat, dass ich bisher nur an der Oberfläche gekratzt habe.) Aber die Geschichte würde eben auch über den Kopf unseres Kindes gehen. Wobei ich mir keine Sorgen machen bräuchte, sie würde von alleine abbrechen, da es schnell sehr komplex wird und eben auch nicht so rasch Fahrt aufnimmt wie Harry Potter. Außerdem ist die Protagonistin Meggie quasi das einzige Kind der Handlung und die ist auch schon zwölf und benimmt sich sehr reif. 

 

Dass ein Buchbinder eine Hauptrolle spielt, fände unser Kind hingegen toll - ich arbeite in einer Bibliothek und dort gibt es eine Buchbinderei. Bei einem Betriebsausflug hatte sich sie spontan mit der "Chefbuchbinderin" angefreundet und wollte danach sehr lange Zeit selber Buchbinderin werden. 

 

In ein paar Jahren ist das sicher etwas für sie.

 

Und für mich?

Für mich hat es genau die richtige Portion Fantasy. Spielt in unserer Welt, hat aber quasi ein Leck. Toll! Meiner Meinung nach gab es schon ein oder zwei Plotholes und hier und da wurde es etwas lang. Die Idee sucht allerdings seinesgleichen, die Figuren fand ich auch allesamt sehr überzeugend. Besonders die buchverrückte Elinor und der ambivalente Staubfinger haben es mir angetan.

 

Spannend ist es schon, aber eben nicht durchgehend - fand ich. Aber ich bin auch sehr empfindlich, was Talsohlen in der Handlung betrifft und habe deswegen sicher sechs Bücher abgebrochen seit Juni 2020.

 

Aber was sollen die Zitate zu Beginn eines jeden Kapitels? Einige spoilern zudem wichtige Handlungsstränge der zitierten Werke (z. B. Roald Dahl Hexen hexen). Daraufhin habe ich die Zitate nur gelesen, wenn ich das betreffende Buch schon kannte. Klar, es trägt irgendwie zur Atmosphäre bei und ich sehe ein, dass Meggie auch für ihr Alter sehr belesen ist (mehr als ich mit zwölf, oder auch mit zwanzig), aber ich fand es zu viel. 

 

Ich würde bei Gelegenheit mal die anderen beiden Bände lesen. Oder ich warte ein paar Jahre und lese sie gemeinsam mit dem Kind. Jetzt habe ich schon so lange damit gewartet, es kommt nicht mehr so drauf an.

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Kommentare: 1
  • #1

    Petrissa (Freitag, 19 Februar 2021 12:47)

    Hey,

    ich bin gerade irgendwie erleichtert. xD Dass du es auch so siehst und dass ich mit meinem Gefühl richtig lag.
    Welches Buch ich noch sehr von ihr mag, ist "Herr der Diebe". Aber das ist so lange her, dass ich nicht einschätzen kann, wie das für dein Kind ist.
    Ich lese gerade "Ein Mädchen namens Willow". Habe erst die Hälfte, aber das könnte was für euch sein.

    Liebe Grüße
    Petrissa