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Der letzte Tag der Schöpfung von Wolfgang Jeschke

Harte Fakten

Titel Der letzte Tag der Schöpfung 
Autor*in Wolfgang Jeschke 
Erscheinungsjahr 1981 
Seitenzahl 320 

Inhalt

Es dauert etwa hundert Seiten, bis eine Figur kommt, der ich längere Zeit folge: der us-amerikanische Major Steve. Vorher ist es zwar durchaus spannend, aber theoretisch hätte man die Kapitel auch deutlich kürzen können - meiner Meinung nach. Auch wenn gewisse Aspekte, wie der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gefundene Jeep (damals wusste man noch gar nicht, was das sein soll) am Ende noch einmal wichtig werden.

 

Was dann geschieht, entschädigt aber für die Wartezeit. Es ist schwierig, zu viel über den Inhalt zu sagen, ohne zu spoilern. Der Trupp hat die Aufgabe, fünf Millionen Jahre in der Vergangenheit im damals trockenen Mittelmeer Öl abzubauen, so dass später die Scheichs nicht mehr herankommen. Doch leider haben auch diese eine Möglichkeit gefunden, in die Vergangenheit zu reisen und waren bereits zehn Jahre zuvor dort.

 

Wichtig ist außerdem, dass man nicht zuverlässig genau Dinge und Personen in die Vergangenheit schicken können- es gibt eine Streubreite von locker vierzig Jahren. Das bedeutet also, dass nicht alle zum gleichen Zeitpunkt ankommen. Obwohl innerhalb von wenigen Tagen in die Vergangenheit geschickt, kann ein Trupp schon Jahrzehnte dort sein, wenn der nächste ankommt. Außerdem wird durch die Betätigungen in der Vergangenheit die Zukunft ständig geändert. Zwischen Mitte der Achtziger Jahre und Anfang der Neunziger werden US-Amerikaner hingeschickt - und alle berichten von einer anderen jüngeren Geschichte. Selbst wenn es also endlich möglich wird, zurückzureisen - in welche Gegenwart kehrt man zurück? In die eigene? Oder in eine, in der die Heimatstadt plötzlich nicht mehr in den USA liegt, sondern im mexikanischen Königreich? Diese unterschiedlichen Zukünfte sind auch sehr lesenswert. Selbst Mark Twains Tom Sawyer und Huck Finn haben andere Abenteuer erlebt - ein bemerkenswertes Detail.

 

Die Figuren arrangieren sich in der Vergangenheit - bauen sich teilweise woanders ein Leben auf. Freunden sich mit den einheimischen Urmenschen an. Führen Krieg miteinander. Kommen ohne Medizin aus - oder sterben eben deswegen. Das alles, während es keine Hoffnung auf Rückkehr gibt, und dem dumpfen Gefühl, dass es nach 1996 womöglich gar keine USA mehr gegeben hat. Oder keine Menschen mehr? Da die Kommunikation nur in eine Richtung funktioniert, bleibt dies unbeantwortet.

 

Stärken und Schwächen des Romans

Das Science in Science Fiction kann hier ruhig groß geschrieben werden. Es ist mordsmäßig interessant. Über die Welt von vor fünf Millionen Jahren hätte ich lieber noch mehr erfahren. Insgesamt hätte der Roman ruhig länger sein können. Es wird viel narrativ zusammengefasst, ich komme den Figuren nicht nah genug. Figuren, die in der Vergangenheit wieder getroffen werden, hätten vor dem Start der Zeitreise ruhig größere Rollen spielen können, damit ich emotional mehr mitgehe. 

Zeitreisen sind immer heikel und es muss nicht alles logisch sein. Es gab nichts, was mich da groß gestört hat, alles war im Rahmen der Handlung ausreichend plausibel.

Erstaunlich finde ich, dass sich das Buch, obwohl es vierzig Jahre alt ist, sehr aktuell liest. In meinen Augen ist es gut gealtert. 

 

Über den Autor

Jeschke hat zwar wenige Romane, aber doch ein paar dutzend Kurzgeschichten geschrieben und sich hauptsächlich als Herausgeber betätigt. Interessant für mich ist, dass er früher das Science Fiction Jahr gegründet und bis zu seinem Tod herausgegeben hat und nach seinem Tod dort 35 (!) Nachrufe veröffentlicht wurden.

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