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Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens

Harte Fakten

Titel Der Gesang der Flusskrebse
Autor*in Delia Owens
Erscheinungsjahr 2018
Seitenzahl 464

Inhalt

Ein Teil der Handlung steigt 1969 ein, als in North Carolina die Leiche des jungen Mannes Chase Andrews gefunden wird. Fremdeinwirkung kann nicht ausgeschlossen werden.

 

Zunächst halte ich den Roman daher für einen Krimi oder Thriller, stelle aber rasch fest, dass es eigentlich weniger um den Todesfall geht, sondern um ein zunächst sechsjähriges Mädchen, Kya, die im Marschland lebt. Gleich am Anfang verlässt die Mutter sie, ihre vier älteren Geschwister und den Vater, wohl aufgrund der Misshandlung durch ebenjenen Vater. Kya ist die Nachzüglerin, ihre älteren Geschwister gehen alsbald ebenfalls weg, so dass sie mit dem Vater zurückbleibt. In erstaunlichem Alter von zehn Jahren bleibt auch der Vater weg und sie schlägt sich alleine durch: mit viel Kampfgeist und absolut glaubwürdig. Doch sie ist einsam.

 

In diesem Roman steckt einiges drin. Ganz am Rande, fast wie nebenbei, wird Rassismus angerissen, durch die Familie des Ladenbesitzers "Jumpin'", der Kya unterstützt, indem er ihr Miesmuscheln oder Fische abkauft und so etwas wie ein väterlicher Freund für sie wird.

 

Das Setting ist so überzeugend, ich spüre quasi den Matsch zwischen den Zehen beim Lesen. Kya ist eine Protagonistin, verletzlich und stark zugleich, die wird mir so bald nicht mehr aus dem Kopf gehen. Auch alle Nebenfiguren ist lebendig und haben ihre eigene Agenda - und das soll ein Debut sein? Sprachgewaltig ist es außerdem, mit genau der richtigen Portion Spannung und ausreichend Beschreibung, dass ich stets weiß wo ich mich befinde. Sowohl in Zeit, Ort als auch im Gefühlsleben der Figuren.

 

Die Natur mit ihrer Fauna und Flora spielt eine so große Rolle, dass ich sie fast als zweite Hauptperson bezeichnen würde. Die Beschreibungen sind sehr gelungen, ich fühle mich, als hätte ich selber drei Tage in der Marsch verbracht (drei Tage habe ich zum Lesen gebraucht).

 

So spannend der Mordfall und die Gerichtsverhandlung sowie die Auflösung am Ende des Romans auch sind - für mich ist die erste Hälfte des Buchs der eigentliche Star, wie Kya ihre Kindheit und das Erwachsenwerden meistert und es schafft, fast ohne fremde Hilfe zu überleben. Beeindruckend und absolut überzeugend.

 

Das Buch ist noch recht neu - leider gibt es bisher nichts anderes von der Autorin. Hoffentlich ändert sich das bald!

 

Trivia:

Beim Suchen, ob es andere Romane von der Autorin gibt, musste ich schmunzeln. Auf Spanisch heißt das Werk "la chica salvaje", was so viel heißt wie "das wilde Mädchen".

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