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Queer*Welten Ausgabe 1

Harte Fakten

Titel Queer*Welten
 Herausgeber*innen Judith Vogt; Kathrin Dodenhoeft; Lena Richter
Autor*innen Annette Juretzki; Lena Richter; Jasper Nicolaisen; Anna Zabini; James Mendez Hodes
Seiten 56
Erscheinungsjahr/Monat Juni 2020
Verlag Ach je

Regelmäßige Ausschreibung

Wie der Name schon sagt, sind hier Ausschreibungen zum Thema Queer gefragt - queer und Fantasy. Die ganze Bandbreite wird gesucht: Ob nicht hetero, nicht cis, people of color, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung. Gern von Own Voices, muss aber nicht zwingend so sein.

Genaue Informationen zu Ausschreibungen finden sich auf der Webseite.

 

Zwischen 16.000 und 20.000 Zeichen wird gesucht. Das Besondere ist: Beiträge werden sogar honoriert, mit zurzeit 35€ und zwei Belegexemplaren. Kommt mehr rein, gibt's auch mehr. Na da fühle ich mich ja schon ganz gut, denn ich habe die erste Ausgabe gekauft (als eBook).

 

Außerdem immer gesucht: Veranstaltungshinweise zum Thema.

Inhalt der ersten Ausgabe: Amazonen und Rassismus bei Tolkien

Bemerkenswert finde ich, dass die meisten Texte Inhaltswarnungen haben, was vorkommen wird. Zum Beispiel Frauenfeindlichkeit, Leichen, Kannibalismus oder so. Ich persönlich würde wahrscheinlich keine Geschichte mit der Inhaltswarnung Kastration oder Verstümmelung lesen. Dann wäre mir aber Game of Thrones entgangen und das wäre sehr schade. Daher weiß ich nicht, ob ich persönlich ein Fan von Inhaltswarnungen bin. Ich habe versucht, sie nicht anzuschauen, um mich nicht zu spoilern.

 

Die erste Ausgabe beinhaltet:

Nebelfloor von Annette Juretzki

Ich schrieb es bereits an zwei anderen Stellen: Perspektive zweite Person Singular ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Ich vermute, auch hier hat das einen Sinn, aber ich bin durch die Story leider nicht ganz durchgekommen. Allerdings hatte ich in einer Rezi bei Twitter genau das Gegenteil gelesen, da stand jemand total auf die Story und die Perspektive wurde sehr gelobt.

 

Die fortgesetzten Abenteuer des Spaceschiffs Plastilon von Jasper Nicolaisen

Das ist ein Gedicht, also, es reimt sich jedenfalls. Ich kenne mich mit Lyrik zu wenig aus, um da ins Detail zu gehen. Es erzählt jedenfalls eine Geschichte.

Aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind, finde ich keinen Zugang zu Lyrik und halte mich daher hier mal mit einer Meinung zurück.

 

Feuer von Lena Richter

Yes. Da bin ich Fan. Erstmal freue ich mich, wenn es eine "ganz normale" Form hat, erste oder dritte Person im Präsenz oder in der Vergangenheit und normale Prosa. Ich glaube, ich bin nicht so experimentierfreudig. Dann ist die Story einfach gut und auch spannend, außerdem sehr gut erzählt und genau die richtigen Details beschrieben. Der Ich-Erzähler ist ein Junge, der die Amazonen bewundert, von denen er viel liest, aber noch nie einer begegnet ist. Gleichzeitig hat er ein Problem mit Wut, die "Wut in mir war ein Monster mit vielen Tentakeln".  Er wäre gern eine Amazone, aber er ist ja ein Junge...

Mit zwei bis drei überraschenden bis sehr schönen Wendungen, das habe ich sehr gern gelesen.

 

Der HeldenfresserinoderMythos, destruiert von Anna Zabini

Da geht es um Achilles? Und Helene? Ganz sicher bin ich nicht. Wird da irgendein Klassiker dekonstruiert? Oder destruiert? Wo liegt da der Unterschied? Wer mir das noch näher erklären möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Obwohl ich bis zum Schluss dabei geblieben bin, bin ich nicht ganz sicher, worum es geht.

 

Von Orks, Briten und dem Mythos der Kriegerrassen von James Mendez Hodes

Also, hier hat er mich auf einem völlig blinden Fleck erwischt. Ich habe den Herrn der Ringe 1998 zum ersten Mal gelesen, damals wäre mir Rassismus vermutlich auch nur in einer ganz plumpen Form aufgefallen. Bis heute hatte ich davon nichts gemerkt, allerdings ist der Artikel sehr schlüssig.

Eine Zusammenfassung traue ich mir eigentlich nicht zu, es war sehr überzeugend und ich könnte es nicht im Ansatz so überzeugend zusammenfassen. Die Hobbits stellen eher die Engländer dar, die Orks sind durch bestimmte asiatische Völker inspiriert, allen voran die Mongolen. Darauf wäre ich von alleine wirklich nicht gekommen. Sehr gut recherchiert und mit etlichen Quellen belegt. Ich habe daraufhin das Thema gegoogelt und nicht sehr viel gefunden, nur dass es beim Casting zum Hobbit Probleme gegegeben hat, da Hobbits angeblich grundsätzlich weiß sein sollten.

 

Zwei Rezensionen: "Berlin, rostiges Herz" von Sarah Stoffers und "Von Rache und Regen" von Annette Juretzki

Berlin, rostiges Herz, habe ich mir mal auf die Merkliste gelegt. Die ist aber lang. Zu viele Rezensionen gelesen in letzter Zeit.

Fazit: Lesbarkeit, Spannung und Queer vereinen

Das Thema Queer in Literatur ist für mich noch sehr neu. Ich hatte schon an der einen oder anderen Stelle die Erfahrung gemacht, dass etwas gehypt wird, weil es ja so divers und queer sei, wenn ich dann versucht habe es zu lesen, bin ich steckengeblieben, weil die guten alten Schreibregeln wie Spannung und Lesbarkeit auf der Strecke blieben.

 

Da kann das Buch noch so politisch korrekt, empowernd und inkludierend sein, ich als Leserin möchte ja auch unterhalten werden.

 

Hier ist es zumindest mit einem Großteil der Kurzgeschichten gelungen, Lena Richter sogar mit Bravour - finde ich. Ob ich jetzt zwingend als weiße Cis-Frau etwas beitragen möchte ist mir noch nicht ganz klar. Klar ist aber, alleine schon wegen des zweiten Teils des Essays von James Mendez Hodes brauche ich Ausgabe 2 der Queer Welten, die im August 2020 erscheint.

Andere Rezensionen

In den Zauberwelten gibt es übrigens auch eine ausführliche Rezension.

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