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Memories - nichts wird je vergessen von Karen Wenzel

Inhalt: Zwei ungleiche Brüder lösen einen Mordfall

Ich habe ein Rezensionsexemplar erhalten und muss daher diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen. In der Buchbesprechung habe ich natürlich meine ehrliche Meinung widergegeben - das merkt man sicherlich auch.

 

Im Prolog erleben wir die Minuten vor dem Mord aus der Sicht des Mörders. Es endet mit einem Cliffhanger, wir erfahren das Entscheidende nicht.

 

Danach lernen wir Dan (eigentlich Daniel) kennen. Wir erfahren, dass er Tabletten einnehmen muss, diese sind ihm aber ausgegangen. Auf dem Weg zur Arbeit sieht er den Mord. Er findet heraus, dass das, was er gesehen hat, am Vortrag tatsächlich geschehen ist. Er wendet sich an seinen Bruder Peter, der als Hauptkommissar mit der Aufklärung des Mordes betraut ist. Die beiden haben seit zehn Jahren nicht miteinander gesprochen.

 

Es dauert, bis Peter seinem jüngeren Bruder Glauben schenkt. Das ungleiche Paar beginnt gemeinsam, sich auf die Suche nach der Lösung des Falls zu machen.

 

Bald wird klar, dass die Ermordete sich hauptsächlich um ihr Restaurant gekümmert hat und weniger um ihre Ehe. Ist der Mörder etwa im Restaurant zu finden? Oder war es doch der Ehemann?

Reflektion

Was ist eigentlich ein Gedächtnis? Wer kann ein Gedächtnis haben? In der Welt dieses Romans auch Orte. Die Idee ist schön und zumindest für mich neu.

 

Die Geschichte lebt auch von der Dynamik zwischen den beiden Brüdern, die ungelöste Konflikte mit sich herumtragen. Auch im Hier und Jetzt sind sie unterschiedlich genug, dass es Reibung erzeugt, die ausreicht, um ihre vielen gemeinsamen Szenen interessant zu machen.

 

Ein sehr großes Plus des Romans ist die szenische Darstellung. Hier wird nicht narrativ zusammengefasst, sondern wir dürfen an allem Live teilhaben. Die Autorin vergibt sich nicht die Spannung und hält uns bei der Stange. Welche Tabletten muss Dan nehmen und warum? Was ist damals zwischen Peter und Daniel vorgefallen, dass sie so lange nicht mehr miteinander gesprochen haben?

 

Sehr schön auch das Show don't tell, das an vielen Stellen durchscheint:

 

Über der Spüle hing ein Schrank, in dem Dan nach einer neuen Tablettenpackung suchte, doch auch hier waren nur noch leere Kartons zu finden.

"Ach, was soll's", brummelte er schließlich, warf die kleinen Schachteln achtlos in den Schrank zurück und schloss die Schranktür wieder.

 

Sie hätte auch einfach schreiben können, dass Dan unordentlich und schlecht organisiert ist, stattdessen zeigt sie mit dieser kleinen Szene, dass er nicht einmal leere Packungen aus seinem Schrank ausräumt.

 

Mal hier, mal da hätte sie sich vielleicht das Adjektiv "wütend" schenken können. Ansonsten gefällt mir der 

Stil der Autorin sehr gut. So ist es sehr dialoglastig. Außerdem sind einige Bilder schön plastisch, wie dieses hier:

 

Gegen das feuchte Wetter hatte sie sich in einen bestickten Schal gewickelt, der sie fast vollständig einhüllte. Sie sah aus wie ein menschlicher Burrito.

  

Die Perspektive wechselt zwischen Dan und Peter, was sowohl gelungen als auch abwechslungsreich ist.

 

Spätestens ab der Mitte des Romans wird es dann sehr spannend. Wer war denn nun der Mörder? Wie werden sie es herausfinden? Außerdem werden Peter und Dan zu lebendigen Menschen statt nur zu Figuren in einem Buch. Zudem die Autorin es fertigbringt, einige Szenen so zu beschreiben, dass ich mir vorkomme, als würde ich es selber erleben. Hier ein Beispiel:

 

Die nassen Sachen warf er [Dan] über die Stühle in der Küche und nahm sofort eine heiße Dusche. Das warme Wasser brannte zuerst auf der Haut, doch als er sich dann an die Temperatur gewöhnt hatte, war es eine Wohltat. Nach der Dusche schlüpfte Dan schnell in seinen Schlafanzug und zog sich auch noch seine zweite Kapuzenjacke über.

Er zitterte immer noch.

Während er eine Fertigpizza in den Ofen schob, kochte er sich noch einen Tee, um sich möglichst gründlich aufzuwärmen. Obwohl das Getränk noch brühend heiß war, trank Dan in großen Zügen. Von den Hitzewellen, die durch seine Speiseröhre flossen, liefen ihm Schauer über den Rücken.

Die Tasse war leer und er zitterte immer noch. Seltsam.

Er setzte sich auf den Küchenboden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür vom Ofen, die schön warm war. Trotzdem hörte das Zittern nicht auf. Langsam konnte er sich nicht mehr einreden, dass es von der Kälte kam. Er musste sich eingestehen, dass er Angst hatte.

 

Am Ende des Romans wurden dann alle Fragen beantwortet und es ist gut vorstellbar, dass noch weitere Krimis mit Dan und Peter als Protagonisten herauskommen werden. Fragt man die Autorin, sind noch mindestens zwei weitere geplant. Ich bin gespannt darauf. 

Trivia

 

Das Buch ist via Book on Demand in den Handel gekommen.

 

Karen Wenzel ist 1996 geboren und schließt in diesem Jahr den Master in Germanistik an der Uni Augsburg ab. Sie schreibt seit sie 12 Jahre alt war. Regelmäßig nimmt sie an den National Novel Writing Months (NaNoWriMo) teil. Dabei entstand auch ihr erster Roman.

 

Ihr Berufsziel - abgesehen mal vom Schreiben - ist es, in einer Bibliothek zu arbeiten. Vorzugsweise in der Abteilung Handschriften und Alte Drucke. Außerdem ist sie Allkampftrainerin für Kinder. 

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