MaPa: Keine Mutter Vater Kind - deutsche Sadcom

Inhalt: Alleinerziehender Vater eines Babys

Papa Metin

Kind Lene

Mama Emma

 

Emma ist gestorben. Da war Lene sechs Monate alt

 

Metin ist um die 30 und Drehbuchautor bei einer Seifenoper und: Alleinerziehender Vater.

 

Mittlerweile ist Lene 10 Monate alt und soll in die Kita. Zwischendurch geht das Handy kaputt, der Kinderwagenreifen platzt, der Abend in der Kneipe mit Freunden macht keinen Spaß, seine Mutter nervt und die Nachbarin auch.

 

Außerdem gibt es eine Menge Rückblicke:

  • Es wird fast geheiratet
  • Emma wird beerdigt
  • Metin war auch mal ein Kind mit alleinerziehendem Elternteil (in seinem Fall die Mama)
  • und der letzte Urlaub kurz vor Emmas Tod lief so semi-optimal

Reflektion

Der Stoff, aus dem die Tragödien sind? Oder die Komödien?

Schließlich ist der Alltag mit einem so kleinen Kind oft unfreiwillig komisch.

 

Viel zu lachen gibt es allerdings nicht. Wenn man den Trailer gesehen hat, hat man schon die meisten Schmunzel-Stellen erwischt.

 

Der Trailer hat mich gut geködert:

Baby spielt gern mit der Klobürste, das kenne ich.

Dann der coole Typ aus dem Fahrradladen, der sich zunächst mit Metin anfreundet. Auf den habe ich voller Sehnsucht bis Folge 4 gewartet, dann lief es aber doch anders, als ich mir das vorher vorgestellt hatte.

 

Staffel 1 hat sechs Folgen. Mir hat die letzte Folgen mit Abstand am Besten gefallen: Metin, Lene und Emma fliegen vom ersten Urlaub mit Kind gemeinsam heim. Metin ist verkatert, kann kaum gehen. Emma schiebt sowohl ihn auf einer Kofferkarre als auch den Koffer auf einer zweiten Kofferkarre zum Anschlussflieger, während sie noch Lene am Körper in der Trage hat. Ist es nun fies, dass ich denke: Sowas können nur Mütter bringen?

Vielleicht unfair, denn bestimmt gab es das auch schon umgekehrt. Mir kam es in dem Moment nur einfach so typisch für eine Mutter vor. Die letzte Folge fokussiert auch sehr auf Emma und ist definitiv am besten gemacht. Allein aufgrund dieser Folge hat es sich gelohnt, bis zum Ende durchzuhalten.

 

Folge 1 war tatsächlich auch sehr lustig, vor allem die Spielplatzszene. Zwei größere Jungs klauen Lenes Klobürste. Diese wird aber dringend benötigt. Metin sucht das Gespräch mit deren Müttern. Die reagieren dann aber nicht ganz so, wie er sich das wünscht.

 

Ich verstehe, dass klar gemacht werden musste, warum Metins Mutter als Hilfe nicht viel taugt und er deswegen alleine da durch muss. Doch ist es stellenweise sehr dick.

Ja, ich weiß, dass es Großmütter gibt, die sich zu viel einbringen und sehr übergriffig sind, sie erschien mir aber zu übertrieben. So würde sie sich doch nicht weiterhin verhalten, wenn sie merkt, dass es ihrem Sohn stinkt, oder? Oder unterstelle ich nun zu viel Menschenverstand und Reflektionsvermögen?

 

Mir hat die Nebenfigur des ehemaligen Priesters gefallen in Folge 3 und die Pointe war fast schon rührend.

 

Die Figuren spielen ganz schön viel mit ihrem Handy herum, während sie auf Toiletten sitzen. Ist sicher authentisch. Aber als Metins bester Freund tatsächlich mit Baby in der Trage auf der Kloschüssel sitzt und währenddessen Metin anruft, habe ich mich doch gefragt: Wer macht denn sowas? Telefoniert ihr, wenn ihr auf dem Klo sitzt?

 

Schön hingegen, wie ganz nebenbei gezeigt wird wie schlecht Lene oft einschläft. Ich muss mich sonst immer fragen, ob wir eigentlich die einzigen mit solchen Kindern sind. Angeblich schlafen ja alle anderen nach spätestens dreißig Minuten. Metin muss mehr als einmal mit Lene draußen spazieren, bis sie endlich schläft. Sie schläft auch mit 10 Monaten immer noch im Elternbett - hier müsste ich es vielleicht Papabett nennen.

 

Eine Szene, die wahrscheinlich auch fast alle Eltern erkennen: Lene ist endlich wieder in der Kita, Metin arbeitet wieder, muss aber am frühen Nachmittag los. Seine Kollegin fragt entsetzt "Jetzt schon?" und "Geht das jetzt immer so?"

Er muss bejahen und sich rechtfertigen, die Kita mache eben so früh zu.

 

Der deutsche Drehbuchautor Alexander Lindh hatte die Idee bei seinem ersten Urlaub mit Kind. Ein ganz ähnlicher Urlaub, den Metin, Emma und Lene auch vor Emmas plötzlichem Tod erleben. Auch Alexanders Mutter war alleinerziehend - genau wie Metins Mutter - und er fragte sich, wie sie das wohl geschafft haben mochte.

 

Er selber war selbst mit Partnerin komplett überfordert. Und das im Urlaub, während niemand zur Arbeit musste. Sein Ziel war es zu zeigen, dass auch Väter "nicht weniger für ihr Kind verantwortlich sind". Na, ich frage mich, ob da nicht einige Väter ein bisschen vergrätzt sein werden, da es für diese selbstverständlich ist, für ihr Kind genauso da zu sein wie die Mutter.

Selbst Metin, der zwar auf dem Rückflug vom Urlaub ein Totalausfall ist, ist laut Emma ja nicht immer so. Gut zu beobachten ist das am nächsten Morgen. Er annimmt an, Emma würde noch schlafen und versorgt Lene. So wie er das anstellt auch garantiert nicht zum ersten Mal. Er weiß was er tut, ich sehe die Routine.

 

Trotz all der Schwächen waren die Kritiken in der Hauptsache positiv. Man liest "außerordentlich gutes Fernsehen" und "lebensechte Mischung von Melancholie und Galgenhumor". Es gibt aber durchaus andere Stimmen, da ist von Naivität und Seifenoper die Rede.

Dass man nach dem Ende der ersten Staffel enttäuscht zurückbleibt, finde ich allerdings nicht. Die letzte Folge entschädigt für einige peinliche Momente der anderen Folgen. Aber auch die Schlusspointen der Folgen 3 und 5 sind wirklich gut gemacht, es schließt sich geschickt ein Kreis, auch bei den ersten beiden Folgen kann ich einen gut durchdachten Bogen erkennen.

Trivia

Laut statistischem Bundesamt gab es 2018 immerhin 407.000 alleinerziehende Väter in Deutschland. Dem gegenüber stehen 2,17 Millionen Frauen. Auf jeden alleinstehenden Vater kommen also fünf alleinstehende Mütter. Eine andere Quelle (Hallo Eltern) kommt im Jahr 2017 zu dem Schluss, dass lediglich 12% der Alleinerziehenden männlichen sind. Welche Quelle auch immer Recht haben mag, Frauen sind zwar in der Überzahl, alleinerziehende Väter sind aber wirklich keine Seltenheit.

 

Da die Quellen so weit voneinander abweichen, habe ich eine Spezialistin gebeten (sitze ja in meiner Bibliothek an der Quelle), diese hat recherchiert, dass es 2017 416.000 alleinerziehende Männer gegeben hat (Quelle).

 

Natürlich ist anzunehmen, dass nur ein kleiner Teil der von den Vätern allein zu erziehenden Kindern unter einem Jahr alt ist, so dass Metin sich schon in einer besonderen Situation befindet.

 

Auf der Facebookseite von Joyn/Plus+ wurde ja kritisiert, dass die Mutter gestorben ist statt abgehauen zu sein. Ja und? Es wird ja nicht gesagt, dass Mütter niemals ihre Familie im Stich lassen. Es wird lediglich hier gewählt, dass die Frau stirbt.

Laut Hallo Eltern sind 34% der alleinerziehenden Väter verwitwet, alle anderen haben das Sorgerecht nach einer Trennung erhalten. Rein statistisch ist die Kritik also im Recht: Wahrscheinlicher wäre gewesen, Emma hätte sich getrennt und Metin das Sorgerecht für Lene überlassen. Allerdings: Wenn das Baby sechs Monate alt ist?

 

Es gibt natürlich auch andere Filme mit alleinerziehenden Vätern:

  • Kramer gegen Kramer
  • Findet Nemo
  • Alt, und extrem gut: Wer die Nachtigall stört (da steht aber definitiv etwas anderes im Vordergrund)
  • Ich - einfach unverbesserlich

Nun, einiges scheint es schon zu geben, doch die Kinder dort sind alle älter.

 

Ein Film mit sehr kleinem Baby und alleinerziehendem Vater fällt mir dann aber doch ein, nämlich "Ich bin Sam" mit Sean Penn und Dakota Fanning, die kleine Lucy ist auch nur in den ersten Filmminuten wirklich klein. Dieser Film spielt dann aber doch in einer anderen Liga

 

Bedenkt man, wie häufig Frauen früher bei Geburten gestorben sind, müsste es in der Geschichte der Menschheit auch sehr viele alleinerziehende Väter mit kleinem Baby gegeben haben. Auch wenn früher sicherlich noch Großeltern und andere Verwandte zur Verfügung standen.

 

Das Thema ist also nicht unbedingt neu, aber das muss es ja auch gar nicht sein. Ich fand es gut genug, um in die zweite Staffel hineinzuschauen, falls es eine geben wird.

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