Pitch
Murphy ist blind, hat ständig One Night Stands und trinkt zu oft zu viel. Eines Tages findet sie ihren besten Freund leblos an ihrem üblichen Treffpunkt. Ihr Handy-Akku ist mal wieder leer:
Sie ruft von ihrer Wohnung aus die Polizei. Bis die eintrifft, ist die Leiche verschwunden.
Niemand glaubt ihr, doch sie ist wild entschlossen, den Mord auf eigene Faust aufzuklären.
Hauptfigur
Murphy ist rotzfrech. Für sie gelten die Regeln sozialen Miteinanders nicht. Ihren Charakter erkennt man ganz gut in diesem kurzen Trailer. An manchen Stellen hier oder da übertreibt sie ein wenig, so dass ich zusammenzucke: Oh nein, so kann sie sich doch nun wirklich nicht benehmen! Und so kann sie doch den armen Mann nicht behandeln!
Es ist stellenweise ein bisschen dick, aber konsequent.
Sie schleppt ständig Männer ab, benutzt keine Kondome und zieht sich in einer der ersten Folgen eine Blasenentzündung zu - was herrlich nachvollziehbar dargestellt ist, finde ich als Frau.
Menstruation wird auch thematisiert, meines Wissens in keiner anderen Serie so selbstverständlich und leichtfüßig thematisiert.
Qualität der Serie
Ein dickes Plus der Serie: Trotz weniger arg konstruierter Stellen ist die Staffel gut durchgeplant und durchdacht. Spätestens in der letzten Folge wird klar: Auf diese Auflösung wurde schon von Anfang an hingearbeitet. Die Brotkrumen für uns waren durchaus da, wir haben es nur nicht bemerkt. Ein sehr guter Krimi, an vielen Stellen extrem spannend. Die Serie wird im Laufe der Folgen immer besser. Am Anfang ist es nur "gut genug, es weiterzuschauen", arbeitet sich dann hoch bis zu "Hoffentlich schlafen die Kinder heute rechtzeitig ein, ich muss sehen wie es weitergeht."
Einige wenige Dinge waren etwas vorhersehbar ("Ich wusste es!"), aber mindestens dreimal war ich auch komplett überrascht ("Mit dieser Wendung habe ich nun wirklich nicht gerechnet!") und nur einmal hat sich eine Figur auf eine Art und Weise verhalten, die mir nicht wirklich eingeleuchtet hat.
Nebenfiguren
Die Nebenplots tragen immer wieder zum Haupthandlungsstrang bei und sind zudem durchaus der Rede wert. Alleine schon Morgan Krantz als Felix - so herrlich nerdig, er könnte eine junge Version von Mister Bean sein. Unterhaltsam auch das Liebesleben von Murphys Freundin Jess - der echten Lesbe (so nennt sie sich selber, der Unterschied zur "nicht ganz so echten Lesbe" wird im Laufe der Serie auch klar).
Persönliches Fazit
Die erste Staffel ist so abgeschlossen (zum Glück!), es werden alle Fragen bezüglich des Mordes beantwortet. Man kann also getrost die erste Staffel genießen und sich trotzdem auf die nächste freuen (und auch eine dritte ist bereits im Anmarsch). Ich zumindest bin jetzt mit den meisten Figuren eng befreundet und möchte gern wissen, wie es zukünftig mit ihnen weitergeht.
Trivia und Hintergründe
Die Hauptdarstellerin Perry Mattfeld ist tatsächlich sehr groß, fast 178 cm. Blind ist sie wiederum nicht. Die Macher der Serie haben sich um eine blinde Darstellerin bemüht und hierfür 29 Institutionen abgeklappert, wurden aber nicht fündig (Eine Quelle hierfür). Sie spielt die Blinde überzeugend, manchmal sieht sie einfach nur blind aus, ich kann nicht einmal wirklich festmachen warum.
Es gab allerdings Berater*innen, die tatsächlich blind sind und außerdem ist Calle Walton blind, die die Nebenfigur Chloe spielt.
Murphys Blindenhund Pretzel wird auch nicht von einem echten Blindenhund gespielt. Ein Blindenhund würde komplett verwirrt, wenn er Szenen wiederholen müsste. In seiner Ausbildung bedeutet eine Wiederholung: Das war falsch, nochmal anders. Er würde denken, er hätte einen Fehler gemacht und nicht begreifen, welchen, wenn die Szene genauso nochmal wiederholt würde. Ganz abgesehen mal davon, dass ein Blindenhund auch in der Preisklasse von 50.000 Dollar spielt und ein normaler "Schauspielerhund" wie Levi, der die Rolle des Pretzels spielt, deutlich günstiger zu haben ist.
Warum ausgerechnet diese Serie rezensieren?
Weil ich sie mag. Außerdem gibt es kaum andere deutschsprachige Rezensionen. Die Hintergrundinformationen sind ebenfalls interessant und immerhin sind noch mindestens zwei weitere Staffeln geplant.
Verfügbar bei
Nützliche Links
Deutschsprachige Kritik bei citizenz (lediglich Pilotfolge)
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